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Inwiefern sich Elekroautos durchsetzen werden, ist für E-Control-Chef Urbantschitsch offen.

Foto: dpa-Zentralbild/Hendrik Schmidt

Wien – Die Hoffnungen der Netzbetreiber, Stromspeicher nicht nur zu Testzwecken etwa in Trafostationen einsetzen zu können, dürften sich zerschlagen. E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch fände das aus Wettbewerbsgründen "nicht gut", wie er am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten sagte.

Stromnetzbetreiber benötigten Speicher, um Lastspitzen abzufangen. "Wenn ein Monopolist die meiste Zeit auf einem halbvollen Speicher sitzt, treibt das die Netzkosten nach oben", sagte Urbantschitsch. Viel besser sei es, wenn Netzbetreiber Speicherkapazität von Drittanbietern zukauften, die im Wettbewerb stehen.

Rein rechtlich gelten Speicher als Erzeugungsanlagen. Netzgesellschaften ist es verboten, solche zu betreiben. Nur zu Forschungszwecken ist es Netzgesellschaften erlaubt, Speicher zu betreiben. Ziel ist es, herauszufinden, wie netzrelevant Speicher tatsächlich sind.

Klar ist, dass Speicher im künftigen Energiesystem die zentrale Rolle spielen. Durch den wachsenden Anteil von Windenergie und Fotovoltaik am Strommix müssen vermehrt Anstrengungen unternommen werden, den fehlenden Strom bei Windflauten oder an bewölkten Tagen kurzfristig von woanders abzurufen.

Pumpspeicher für Windkraft

Für Windparks böten sich Pumpspeicher an, weil diese in kurzer Zeit viel Leistung bringen. Allerdings müssten die Netze verstärkt werden. Das passende Back-up für Sonnenenergie sind nach Einschätzung von Urbantschitsch Batteriespeicher. Die Kostendegression sei enorm, nicht nur was Fotovoltaik betrifft, auch bei Speichern.

Das von der Regierung zuletzt im Entwurf einer Klima- und Energiestrategie festgeschriebene Ziel von bilanziell 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen bis 2030 sei "sehr ambitioniert". Derzeit liegt der Anteil dank der vielen Wasserkraft übers Jahr betrachtet bei 72 Prozent. Zu berücksichtigen sei aber, dass bis dorthin nicht nur die Lücke auf die 100 Prozent zu schließen sei, sondern auch der jährliche Stromverbrauchszuwachs von durchschnittlich ein bis zwei Prozent durch erneuerbare Energien abgedeckt werden müsse.

Inwieweit sich Elektroautos durchsetzen werden, müsse sich erst weisen. Künftige Antriebe seien sicher elektrisch, der Strom könnte aber auch aus Brennstoffzellen kommen. Urbantschitsch würde es begrüßen, wenn zumindest in einer Übergangsphase das Erdgasauto forciert würde – etwa durch eine entsprechend langfristige steuerliche Entlastung. Erdgas sei zwar auch fossil, emittiere beim Verbrennen aber deutlich weniger CO2 als Benzin. (stro, 11.4.2018)