Der Schock ist groß für Familie Schenk, als ihnen das Landeskriminalamt (LKA) mitteilt, dass ihr Sohn Jakob in Syrien ist. Der Jugendliche soll sich dort der Terrormiliz "Islamischer Staat" angeschlossen haben. Den Eltern erzählte er, er sei gemeinsam mit einem Freund in Spanien. Nach dem Zweiteiler "Brüder" Ende 2017 zeigt das Erste am Mittwoch (20.15 Uhr) wieder einen Film über einen jungen deutschen Konvertiten. In Macht euch keine Sorgen stehen die Zeit nach der Rückkehr in Deutschland und der schwierige Kampf des Vaters um seinen Sohn im Mittelpunkt.

Wie der 19-jährige Jakob (Leonard Carow) zum Anhänger des IS wurde, zeigt Regisseurin Emily Atef in Rückblenden. Er konvertierte schon vor längerer Zeit zum Islam, besuchte regelmäßig die Moschee. Die Eltern hatten dafür Verständnis, er hörte zum Kiffen und mit dem Alkohol auf. Jetzt machen sie sich Vorwürfe. Wie konnten sie seine Radikalisierung nicht bemerken? Abu Amal heißt Jakob jetzt, erzählt ihnen ein Prediger, Amal bedeutet Hoffnung.

Foto: WDR/ARD

Reise bis an die Grenzen

Wochenlang versuchen sie mit Jakob in Kontakt zu treten, die Nerven liegen blank. Bis sich Papa Schenk (Jörg Schüttauf) und Jakobs älterer Bruder David (Leonard Scheicher) auf eigene Faust auf die Suche nach ihm machen und ins jordanisch-syrische Grenzgebiet reisen. Im Gepäck: viel Bargeld und ein Kontakt zu einem Verbindungsmann. Es gelingt ihnen tatsächlich, Jakob ausfindig zu machen und ihn zurück nach Deutschland zu bringen. Aber wer glaubt, jetzt sei alles wieder gut und es herrsche Friede, Freude Eierkuchen, wird enttäuscht. Die Stärke des Films (Buch: Kathi Liers, Jana Simon) liegt vor allem in dieser zweiten Hälfte.

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Schweigen verunsichert

Das Misstrauen, das Nachbarn, Freunde und auch später die eigene Familie gegenüber Jakob haben, ist nachvollziehbar. Vor allem auch, weil er schweigt, und Erklärungen, die von ihm erwartet werden, nicht liefert. Er bleibt undurchsichtig und darum umso mehr verdächtig. "Können wir in seinen Kopf sehen? Ich kann es nicht, Sie können es auch nicht", sagt einmal ein LKA-Mann zum Vater. Ob sich Jakob tatsächlich vom IS losgesagt hat, bleibt offen.

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Laut dem deutschen Bundesamt für Verfassungsschutz sind rund 940 Frauen und Männer aus Deutschland nach Syrien oder in den Irak gereist, um sich dem IS anzuschließen. "Es ist keine Geschichte über 'die anderen' ,sondern 'über uns'", sagt Drehbuchautorin Kathi Liers. Diese Geschichte von Jakob und seiner Radikalisierung könne in jeder Familie passieren. (Astrid Ebenführer, 11.4.2018)

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