Um die Klimaziele zu erreichen, soll der Radverkehr ausgebaut werden.

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Wien – Maria Vassilakou hat einen Brief geschrieben. Die grüne Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin in Wien bittet Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) darin beim Ausbau des Radverkehrs um Unterstützung. Die türkis-blaue Regierung hat kürzlich bei der Präsentation der Klimastrategie verkündet, den Radverkehrsanteil auf 13 Prozent verdoppeln zu wollen. Vassilakou begrüßt das in ihrem Schreiben, fordert von Köstinger aber auch Hilfe ein, "da besonders in Wien der Bau neuer Radwege sehr oft auf große mediale Ablehnung und politischen Widerstand stößt".

Vassilakou spricht explizit die Wiener ÖVP an. Der Ausbau von Radwegen werde "leider auch von Ihren Parteikollegen in Wien" immer wieder "reflexartig skandalisiert und damit massiv erschwert", beschwert sie sich bei Köstinger.

Da die Errichtung von Radwegen in Wien zum Teil Bezirkssache ist, gerät Vassilakou immer wieder in Konflikt mit der ÖVP, die mehrere Bezirksvorsteher stellt. Sie hatte kürzlich im STANDARD bereits kritisiert, dass "jeder Radweg zu einem mittleren Weltuntergang führt". In dieser Stimmung den Radverkehr voranzubringen sei schwierig, so die Vizebürgermeisterin.

Köstinger reagiert auf Nachfrage des STANDARD vorerst nicht auf das Schreiben, auch sie wolle Vassilakou einen Brief schreiben, sagt ein Sprecher.

Außenbezirke im Fokus

In Wien stagniert der Radverkehr seit mehreren Jahren bei rund sieben Prozent. Von Experten wird das auch auf das gute Netz öffentlicher Verkehrsmittel zurückgeführt. Noch diese Woche im Vorfeld des Bikefestivals soll das Bauprogramm für Radwege im heurigen Jahr präsentiert werden. Dem Vernehmen nach stehen dabei die Außenbezirke im Fokus. Im vergangenen Jahr sorgte die Umgestaltung des Getreidemarkts im sechsten Bezirk für großes Aufsehen. Verkehrsklubs und die Opposition hatten heftig gegen das Projekt protestiert, weil die Straße Richtung Naschmarkt von zwei auf eine Autospur reduziert worden war.

Heuer soll etwa ein Fuß- und Radweg an der Prager Straße in Floridsdorf bis zur Stadtgrenze gebaut werden. Auch für die Favoritenstraße im zehnten Bezirk vom Reumannplatz stadtauswärts gibt es Pläne. Innerstädtisch stehen offenbar nur kleinere Adaptierungen an, etwa Entschärfungen im Bereich Urania nahe dem Schwedenplatz, wo sich vor allem im Sommer viele Radfahrer auf einer kleinen Verkehrsinsel stauen. (Rosa Winkler-Hermaden, 11.4.2018)