François Hollande mit seinem Nachfolger Emmanuel Macron bei der Amtsübergabe im Mai 2017.

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Paris – Der frühere französische Präsident François Hollande nimmt sich für gewöhnlich kein Blatt vor den Mund – nun rechnet er in einem Buch mit seinem Nachfolger Emmanuel Macron ab. In dem am Mittwoch erschienenen Werk "Les leçons du pouvoir" (Die Lektionen der Macht) übt Hollande scharfe Kritik an der Reformpolitik seines ehemaligen Ziehsohns.

Unter anderem wirft Hollande Macron vor, die soziale "Ungleichheit zu vergrößern". Er selbst sei immer für einen gesellschaftlichen Ausgleich eingetreten, schreibt der Sozialist, den Macron im Mai 2017 im Amt ablöste. Bereits im Sommer hatte Hollande dem 40-jährigen Staatschef vorgeworfen, "unnötige Opfer" von den Franzosen zu verlangen.

"Zu brutal"

In Interviews mit der Zeitschrift "L'Obs" und dem Fernsehsender France 2 warnte Hollande seinen früheren Wirtschaftsminister Macron davor, das Land "zu brutal" zu reformieren. "Wenn man den Status der Bahnbeschäftigten abschaffen will, kann man es nicht ohne Verhandlungen", mahnte der 63-Jährige.

Macron hat angekündigt, die Bahnreform mit Hilfe von Verordnungen durchzusetzen – auch gegen den Widerstand der Gewerkschaften, die darauf mit einer dreimonatigen Streikwelle reagieren.

Macrons selbstbewusstes Auftreten auf internationalem Parkett missfällt Hollande ebenfalls. "Ihm reichen ein deutlich zur Schau gestellter Wille und viel Verführungskraft. Das ist seine Methode", schreibt Hollande in dem 400 Seiten starken Buch. (APA, 11.4.2018)