Die Begleiteffekte, wenn Cannabis mit Tabak konsumiert wird, sollten nicht unterschätzt werden, warnen Experten.

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Während in Österreich das geplante Gastro-Rauchverbot wieder abgeschafft wurde, zeigen wissenschaftliche Daten aus der Schweiz erneut die Gefährlichkeit des Tabakkonsums – zum Beispiel im Vergleich zu Cannabis. Das zeigt eine Langzeit-Beobachtungsstudie der Universität Bern. Regelmäßiger Cannabiskonsum ist demnach nur dann schädlich für die Herzarterien, wenn es mit Tabak konsumiert wird.

"Unsere Studie bestätigt die starke und konsistente Verbindung zwischen Tabakkonsum und der Bildung von Plaques (Verengungen der Herzkranzgefäße durch 'Gefäßverkalkung', 'Anm.)", so Reto Auer vom Institut für Hausarztmedizin der Universität Bern.

"Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten rauchen viel Tabak und erhöhen dadurch ihr Risiko für Herzinfarkte", führt Auer aus. Dass Tabakrauchen zu einer Verkalkung der Arterien führt, ist seit längerem bekannt. Noch nicht untersucht wurde jedoch, ob der Cannabiskonsum dieselbe Wirkung hat.

Langer Untersuchungszeitraum

Für die Untersuchung wurden aus der Langzeitstudie CARDIA Daten verwendet, die seit 1985 die Entwicklung von Arterienverkalkung und deren Risikofaktoren bei jungen Erwachsenen untersucht.

Die Langzeitstudie erfasste über 25 Jahre hinweg unter anderem den Cannabis- und Tabakkonsum von mehr als 5.000 Teilnehmenden in den Vereinigten Staaten. Nach diesem für eine Studie extrem langen Zeitraum wurde mittels Computertomographie das Kalzium in den Herz- und Baucharterien gemessen.

Für die vorliegende Studie wurden 3.498 Teilnehmende mittleren Alters berücksichtigt. Von ihnen hatten 89 Prozent eine Computertomographie. Bei 60 Prozent von ihnen wurden Plaques gefunden. Von den Personen mit solchen atherosklerotischen Gefäßveränderungen berichteten mehr als 80 Prozent von Cannabiskonsum, aber nur sechs Prozent konsumierten Cannabis täglich. Im Gegensatz dazu rauchte fast die Hälfte von ihnen täglich Tabak.

Gefährliche Kombination

Wie die Wissenschafter erwartet hatten, gab es einen starken Zusammenhang zwischen der Tabakrauchexposition in der Vergangenheit und dem Plaque-Aufbau in den Herz- und Baucharterien. Bei denjenigen Cannabiskonsumenten, die nie Tabak geraucht hatten, war dieser Zusammenhang nicht nachweisbar. Ein Beobachtungsstudie kann Hinweise auf einen ursächlichen Zusammenhang zwischen analysierten Faktoren bieten, ist aber nicht der endgültige Nachweis dafür.

Einzig bei Personen mit sehr hohem Cannabiskonsum fanden die Forscher einen Trend zu einem erhöhten Risiko für Atherosklerose. Doch dieses Ergebnis sei mit Vorsicht zu genießen, denn nur wenige Teilnehmer hätten so viel Cannabis konsumiert, hieß es in der Mitteilung der Universität Bern dazu.

Häufiger Cannabiskonsum hat nur eine schwache Wirkung auf die Verkalkung von Baucharterien. "Hingegen sehen wir deutlich die nachteiligen Effekte des Tabakkonsums – oder mit anderen Worten: die Begleiteffekte, wenn Cannabis mit Tabak konsumiert wird, sind nicht zu unterschätzen", führte Auer aus. (APA, 11.4.2018)