Damaskus – Der deutsche Nahost-Experte Günter Meyer von der Universität Mainz bezweifelt, dass der mutmaßliche Giftgasangriff in der syrischen Stadt Douma auf das Konto der Regierung von Staatschef Bashar al-Assad geht. Die Erkenntnisse für eine solche Schuldzuweisung reichten absolut nicht aus, sagte der Leiter des Zentrums für Forschung zur Arabischen Welt am Mittwoch dem Sender hr-info.

Auch ergebe eine solche Attacke aus Sicht der syrischen Regierung "absolut keinen Sinn". Meyer erinnerte daran, dass zum fraglichen Zeitpunkt die letzten islamistischen Aufständischen vor dem Abzug aus ihrer ehemaligen Hochburg Ost-Ghouta standen.

Vorwurf an "Weißhelme"

Der Professor geht von einem Angriff "unter falscher Flagge" aus. "Wenn es überhaupt einen solchen Angriff gegeben hat, dann wurde er insbesondere von der Gruppe der sogenannten Weißhelme inszeniert, die eine Vielzahl von ähnlichen Fällen bereits über die Bühne gebracht haben." Diese wollten so ein Eingreifen der USA in den Konflikt provozieren.

US-Präsident Donald Trump wolle sich als "starker Mann" präsentieren und vor allem Israel unterstützen, sagte Meyer. Dazu gehöre die Bekämpfung der Gegner Israels, zu denen Syrien gehöre. Spätestens Donnerstag sei nach seiner Einschätzung ein "massiver Militärschlag" von Kriegsschiffen im Mittelmeer auf Militärstützpunkte in Syrien zu erwarten.

Bei dem gemeldeten Giftgaseinsatz am Samstag sollen nach neuen, korrigierten Angaben der Weißhelme mindestens 40 Menschen getötet worden sein. Mehr als 500 Personen würden in Krankenhäusern behandelt. Die USA machen die syrische Regierung dafür verantwortlich. Russland erklärte, die Rebellen hätten den Angriff inszeniert. Moskau ist im Bürgerkrieg ein Verbündeter der syrischen Regierung; die USA sind für deren Sturz.

Meyer gilt als großer Kritiker der Opposition und stellt bereits seit Beginn des Bürgerkrieges die Stimmungsmache zugunsten der Opposition durch die Medien infrage. Mitte März kritisierte er die Weißhelme in einem Interview von n-tv.de als "Propagandainstrument" westlicher Regierungen und verwies darauf, dass die Organisation von Großbritannien und den USA mit Millionenbeträgen unterstützt wird. (APA, 11.4.2018)