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Im vergangenen Dezember besuchte Wladimir Putin Bashar al-Assad in Syrien.

Foto: AP/Klimentyev

Donald Trump wird seinen tagelangen Ankündigungen, das "Tier" Assad zu bestrafen, Taten folgen lassen: Täte er es nicht, würde er nicht anders handeln als sein von ihm so geschmähter Vorgänger Barack Obama, der 2013 nach einem Chemiewaffeneinsatz einen Angriff auf das syrische Regime in buchstäblich letzter Minute absagte. Die Erwartung zu Wochenmitte war, dass es jederzeit losgehen kann. Aber trotz aller "schönen neuen smarten" Raketen, auf die Trump am Mittwoch in einem seiner Tweets verwies: So einfach, wie sich das vielleicht darstellt, ist die Sache für den verbalen Haudrauf im Weißen Haus nicht.

Völliger Rückzug

Einerseits ist Trump mehr Engagement in Syrien zutiefst suspekt und zuwider – vor wenigen Tagen noch wollte er, dass sich die USA überhaupt völlig zurückziehen. Andererseits ist die Minimallösung, eine Wiederholung der Vorgangsweise vom April 2014, wenig glaubwürdig. Damals griffen die USA in einer zeitlich und örtlich streng eingegrenzten Operation und mit vorheriger Information Russlands eine syrische Militärbasis an, von der am Tag danach schon wieder Flugzeuge starteten. Und dieser Luftschlag konnte Assad auch nicht nachhaltig abschrecken – wenn denn die Informationen über den Giftgaswaffeneinsatz in Douma stimmen, was unabhängige Experten nicht bestätigen wollen.

Härtere Geschütze auffahren

Also werden die USA, so nimmt man an, diesmal härtere Geschütze auffahren. Dazu gibt es zwei große Fragen: Wie kann bei einer länger andauernden Operation mit mehreren Zielen – etwa nach dem Muster von Bill Clintons "Desert Fox" 1998 im Irak – die Gefahr einer Eskalation, etwa einer direkten Konfrontation mit Russland, vernünftig eingegrenzt werden? Und zweitens: Gibt es ein politisches Ziel, einen Zweck, der die Gefahr, die ein solcher Angriff mit sich bringt, überhaupt rechtfertigt?

Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass sich, was auch immer die USA in Syrien vorhaben, an der Konstellation nichts ändern wird: Bashar al-Assad hat den Krieg mit russischer und iranischer Hilfe gewonnen. Wollen ihn die USA jetzt doch noch stürzen und sich dazu direkt, am Boden, mit den Russen anlegen? Das ist – glücklicherweise – fast undenkbar.

Keine Syrien-Strategie der USA

Was wollen die USA also für Syrien? Nach 15 Monaten im Amt hat Trump keine Syrien-Strategie formuliert, der US-Präsident selbst springt von einer Position zur anderen. Einen Hinweis, worum es derzeit wirklich gehen könnte, liefert jedoch der israelische Angriff in Syrien vom Wochenbeginn: Das war ganz offensichtlich diesmal nicht die bereits übliche israelische Aktion, mit der ein Waffentransfer zur libanesischen Hisbollah verhindert werden sollte, sondern ein Schlag gegen die iranische Präsenz in Syrien.

Als Trump vor wenigen Tagen den Rückzug der US-Truppen aus Syrien ankündigte, war vor allem die Bestürzung in Israel groß. Mit Assad kann man sich abfinden, nicht jedoch mit dem bedeutend gewachsenen Einfluss Teherans in Syrien, der eine Folge des iranischen Engagements für Assad ist.

Widerpart Wladimir Putin

Israels Premier Benjamin Netanjahu hat selbst oft genug versucht, die Russen davon zu überzeugen, dass sie die Iraner in Syrien eindämmen, zumindest von der israelischen Grenze weghalten müssen. Zur großen israelischen Enttäuschung blieb ein diesbezüglicher Druck der USA auf Russland bisher aus. Offenbar ist es jetzt so weit. Da jedoch der Widerpart Wladimir Putin heißt, könnte die Sache auch anders ausgehen als geplant. (Gudrun Harrer, 11.4.2018)