Am Mittwoch ist eine Biografie über Meghan Markle erschienen.

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Autor Andrew Morton spricht von einer "Volkshochzeit", die am 19. Mai stattfinden wird.

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Hat Andrew Morton Kreide gefressen? Oder angelt der frühere Royals-Reporter diverser Boulevardblätter nach einer Einladung zur Hochzeit des Jahres? Bei der Vorstellung seiner am Mittwoch in Großbritannien erschienenen Biografie über Prinz Harrys Braut Meghan Markle (Untertitel: "A Hollywood Princess") gibt sich der 64-Jährige jedenfalls ganz zahm. Klug sei die amerikanische Schauspielerin, nachdenklich, "ein echter Teamplayer", schwärmt Morton. Beinahe klingt er wie der stolze Bräutigam, von dem der Biograf sagt: "Er ist total hingerissen von ihr."

Für Theresa May dürfte das kaum gelten. Die Premierministerin fehlt auf der Einladungsliste für die Zeremonie am 19. Mai ebenso wie US-Präsident Donald Trump und dessen Vorgänger Barack Obama. Gut, den derzeitigen Repräsentanten ihres Herkunftslandes hat die Braut schon einmal als "sexistisch" abgekanzelt, im Wahlkampf 2016 setzte sie sich für Hillary Clinton ein. Aber nicht einmal die britische Regierungschefin einzuladen, geschweige denn deren Pendants aus den 15 anderen Staaten wie Australien und Jamaika, deren nominelles Staatsoberhaupt Elizabeth II. bis heute ist – dazu gehört schon etwas.

Weniger Platz

In der Georgskirche von Schloss Windsor sei eben viel weniger Platz als in der sonst häufig für royale Gelegenheiten genutzten Westminster Abbey, geben Palasthelfer zu bedenken. 1.900 Gäste wohnten dort 2011 der Hochzeit von Harrys älterem Bruder William mit Kate Middleton bei; diesmal haben nur 600 eine der begehrten Einladungskarten ergattert.

Hinzu kommen rund 2.500 normale Bürger, die die Feiern samt Kutschenfahrt und Feuerwerk in der weitläufigen Anlage von Schloss Windsor erleben dürfen. Dazu gehören Aktivisten von Wohlfahrtsorganisationen ebenso wie die zwölfjährige Amelia Thompson, die vor kurzem nur knapp dem mörderischen Anschlag eines Islamisten auf ein Popkonzert in Manchester entging. Als ihre Begleiterin hat sich Amelia die Großmutter eines der 23 Todesopfer gewählt.

Hochzeit für das Volk

Es wird also "keine Politiker-, sondern eine Volkshochzeit" ("a people's wedding") werden, fasst Morton die Ambition des Paares zusammen. Natürlich greift er damit bewusst jene berühmte Phrase auf, mit der Premier Tony Blair am 31. August 1997 die tödlich verunglückte Mutter des Bräutigams bedachte: Diana sei "die Prinzessin des Volkes" ("the people's princess") gewesen, sagte Blair damals mit brechender Stimme. Morton hat unter Markles Schul- und Uni-Freunden Zeuginnen gefunden, die der zukünftigen Herzogin Meghan – um Prinzessin Meghan genannt zu werden, hätte es königlichen Blutes bedurft – Ambitionen auf die Nachfolge der früh Verstorbenen nachsagen: "Diana 2.0" sozusagen.

Dass die tote Prinzessin, der vom britischen Königshaus übel mitgespielt wurde, auch selbst intrigant und berechnend sein konnte, verschwieg Morton in seinem berühmten Buch "Diana – ihre wahre Geschichte", das 1992 zur Trennung von Thronfolger Charles beitrug. Ob auch Markle die eine oder andere negative Charaktereigenschaft besitzt? Das wird in Mortons neuem Buch höchstens einmal angedeutet.

Mehr Aktivistin als Betreuerin

Stattdessen betont der Biograf, was die 36-jährige geschiedene Schauspielerin mit ihrer im gleichen Alter bereits verstorbenen zukünftigen Schwiegermutter verbinde: "Große Empathie" mit ihren Mitmenschen. Allerdings sei Markle mehr eine Aktivistin, während Diana in ihrer Rolle als Betreuerin ihrer Kinder und Beschützerin von Kranken und Schwachen aufgegangen sei. Tatsächlich organisierte die gebürtige Kalifornierin schon mit knapp zehn Jahren einen Protest gegen den ersten Golfkrieg 1991, beschwerte sich im Jahr darauf beim Putzkonzern Procter & Gamble über eine sexistische Werbung und trat als Jugendliche einer feministischen Lobbygruppe bei.

Morton schreibt diese dezidiert politische Haltung nicht zuletzt Markles Herkunft zu. Die Tochter aus einer rasch gescheiterten Ehe zwischen dem weißen Beleuchtungstechniker Thomas Markle und der schwarzen Maskenbildnerin Doria Ragland entdeckte schon früh, dass ihre gemischte Ethnie in den Fragebögen ihrer Schule nicht vorkam. Der daraufhin befragte Markle soll seiner Tochter bündig gesagt haben: "Dann machst du dir eben deine eigene Kategorie." Daran, so scheint es, hat sich Meghan Markle seither gehalten. (Sebastian Borger aus London, 13.4.2018)