Linz – Crossing Europe zeigt Filme, die zwar bei großen Festivals vorgeführt und oft gefeiert wurden, aber dennoch keinen Platz im regulären Kinobetrieb finden. "Es hat einige Jahre gedauert, auch das Publikum vor Ort für dieses Format zu begeistern", bilanzierte Crossing-Europe-Leiterin Christine Dollhofer in der Programmpräsentation am Mittwoch, aber das Festival sei seit seiner Entstehung "sukzessive gewachsen": Waren bei der ersten Ausgabe 2004 rund 9.000 Besucher gekommen, besuchten im Vorjahr bereits 23.000 die Säle von Moviemento und City Kino.

Von 25. bis 30. April widmet sich das Festival Crossing Europe heuer wieder dem aktuellen Filmschaffen des Kontinents. 182 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus 48 Ländern sind zu sehen, darunter etliche Uraufführungen sowie international ausgezeichnete Filme, die erstmals in Österreich präsentiert werden. Die filmische Vermessung des Kontinents flimmert bereits zum 15. Mal über die Leinwand.

Das Festival gliedert sich in drei Wettbewerbssektionen – Fiction, Documentary und Local Artist. Im Spielfilm- sowie im Dokumentations-Wettbewerb laufen jeweils elf europäische Langspielfilme jüngerer Regisseure, teils sind es deren Debüts in diesem abendfüllenden Genre. Unter anderem sind Festivalentdeckungen wie der dänisch-iranische Film The Charmer von Milad Alami oder das prämieret Drama Scary Mother der Bulgarin Ana Urushadze zu sehen.

D'A - Film Festival de Barcelona

Für die Sektion Local Artists wurden insgesamt 150 Arbeiten eingereicht. 58 davon werden in 18 Programmplätzen präsentiert, die Palette reicht vom Musikvideo bis zum Langfilm.

Das Programm wird ergänzt durch Festivalhighlights aus dem vergangenen Jahr sowie zusätzliche thematische Schienen: Diesjähriger Tribute-Gast ist Edoardo Winspeare. Im Zentrum seines Schaffens steht die Region Salento in Süditalien. Der mehrfach preisgekrönte Eröffnungsfilm aus dem Jahr 1996 war sein Debütfilm und erzählt eine Liebesgeschichte zwischen einem 1943 im Salento abgestürzten Piloten der US-Armee und der Tochter jenes Bauern, bei dem er Schutz findet. Im Festivalprogramm wird das Gesamtwerk Winspeares zu sehen sein. Das Spotlight – eine weniger umfassende Werkschau als das Tribute – widmet sich der rumänischen Produzentin Ada Solomon.

Albträume der Werktätigen

Die Arbeitswelten gehen heuer unter dem Titel "Dreaming Under Capitalism" den Träumen und Albträumen der Werktätigen nach, die Reihe Architektur und Gesellschaft widmet sich dem Themenkomplex "Raum.Macht.Kontrolle" und das Cinema Next Europe zeigt eine Werkschau des Nachwuchses.

Als Abschlussfilm steht die Österreichpremiere von Christian Petzolds Streifen "Transit", der bereits als Wettbewerbsbeitrag der diesjährigen Berlinale gelaufen ist, am Programm. Der Film beruht auf dem im Exil verfassten gleichnamigen Roman von Anna Seghers, der zwischen 1941 und 1942 in Marseille entstand. Es geht um einen jungen Mann, dem gerade noch die Flucht nach Marseille gelingt, bevor die deutschen Truppen in Paris einmarschieren. Petzold verortet die Geschichte aber gleichzeitig im Heute. In seinem Film treffen Figuren aus der Vergangenheit auf Flüchtlinge der Jetztzeit.

Das Festival verfügt über ein Budget von rund 580.000 Euro. Das sei "etwas weniger als im Vorjahr", weil ein großer Sponsor weggebrochen sei, so Dollhofer. Das Hauptproblem sei aber, dass es keine mehrjährigen Förderverträge gebe, man also "jedes Jahr bei Null anfangen" müsse und, dass meist erst sehr knapp vor dem Festival wirklich das Geld überwiesen werde. Fazit: Die Lage sei "zwar stabil, aber immer prekär". (APA/red, 11.4.2018)