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Beharrlich: Andre Ingram hatte die Hoffnung auf eine NBA-Karriere nie aufgegeben.

Foto: AP/Terill

Los Angeles/Wien – Oft wartet man nur Bruchteile von Sekunden – auf den nächsten Endorphin-Schub am Smartphone, manchmal Stunden – beim Magistrat, manchmal auch Wochen und Monate – auf den ersten Sex nach der Schwangerschaft. Und oft wartet man vergeblich – auf die Realisierung seiner Träume.

Im Fall von Andre Ingram hat sich sein großer Traum noch in diesem Leben materialisiert, auch wenn ihm bis dahin schon einige graue Haare gewachsen sind. Ingram spielte nach seinem College-Abschluss 2007 zehn Jahre in der G-League (früher D-League), in der die NBA-Teams ihre Talente Spielpraxis sammeln lassen.

Dann die Überraschung: Für die letzten beiden Spiele der laufenden Saison gaben die Los Angeles Lakers dem 32-Jährigen doch noch einen NBA-Vertrag. Einmalig. Ingram nahm die Chance wahr und lieferte ein Traum-Debüt. Am Ende standen bei der 99:105-Niederlage gegen die Houston Rockets in 29 Minuten 19 Punkte und vier von fünf getroffene Dreier auf Ingrams Statistikszettel.

Die NBA-Superstars verneigten sich vor dem Rookie – oder doch Oldie? Rockets-Star Chris Paul gratulierte Ingram noch auf dem Spielfeld, Lakers-Legende Kobe Bryant, Damian Lillard, Isaiah Thomas und viele mehr feierten den 32-Jährigen in den sozialen Medien.

Andre Ingram spielte 384 Spiele für die Utah Flash, Los Angeles D-Fenders und die South Bay Lakers. Die G-League ist eine raue Spielwiese, von der nur die wenigsten den Sprung in die NBA schaffen. Das Spiel lautet dort nicht Fünf gegen Fünf, sondern jeder gegen jeden.

Außerdem ist die Bezahlung äußerst dürftig. Ingram hatte während dieser Zeit zahlreiche Nebenjobs, etwa als Nachwuchstrainer oder Mathematik-Lehrer um seine Frau und seine zwei Töchter durchzufüttern.

"Auch wenn es eine harte Zeit war, ich habe schöne Erinnerungen", sagt Ingram. "Ich war nie verbittert, hatte nie Gedanken, dass ich es mehr verdient hätte als irgendjemand anderer, in der NBA zu spielen." Ingram sah auch viele ehemalige Mitspieler Karriere in Europa machen, mehr Geld verdienen. "Ich wollte mir die Chance auf die NBA nicht mit einem Engagement in Europa verbauen. Es ist die Belohnung für harte Arbeit, die ich geleistet habe. Ich bin einfach nur dankbar." (Florian Vetter, 11.4.2018)