Menschen in Unterwäsche oder Bademode werden auf Bildern leichter wiedererkannt.

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Wien – Leicht bekleidete Frauen und Männer werden visuell offenbar ähnlich verarbeitet wie Objekte. Diese Annahme, wissenschaftlich als "Sexualisierte-Körper-Inversionshypothese" bekannt, belegt nun die Studie eines internationalen Forschungsteams um Georgia Silani und Helmut Leder von der Uni Wien. Die WissenschafterInnen untersuchten auch unter welchen Bedingungen dieses Phänomen auftritt.

"Werden Gegenstände auf den Kopf gestellt, können wir sie weniger gut wiedererkennen, als wenn wir sie 'normal', also in der für uns richtigen Art, sehen", erklärte die Ko-Autorin der im Fachblatt "PlosOne" erschienenen Studie, Aleksandra Mitrovic, von der Fakultät für Psychologie den für die Ergebnisse wichtigen Inversionseffekt. "Noch viel stärker ist das bei Gesichtern", sagte sie im Gespräch mit der APA.

Bessere Wiedererkennungsleistung

Bei sexuell objektifizierten Frauen und Männern hingegen, also leicht oder nicht bekleideten Personen, bei denen der Fokus auf den Geschlechtsmerkmalen liegt, sei der Inversionseffekt jedoch deutlich geringer, so Mitrovic. Das heißt, Menschen in Unterwäsche oder Bademode werden auf Bildern leichter wiedererkannt, egal ob das Bild auf den Kopf gestellt ist oder nicht. Noch besser ist die Wiedererkennungsleistung, wenn weitere visuelle Merkmale hinzukommen. In den Experimenten waren das asymmetrische Unterschiede zwischen der rechten und der linken Bildhälfte, "beispielsweise, wenn eine Person einen Arm in die Hüfte gestemmt hatte", präzisierte Mitrovic.

Konkret wurden den ProbandInnen in Abständen von 50 Millisekunden Bilder von sexualisierten und nicht-sexualisierten Personen sowie zur Kontrolle Fotos von Schaufensterpuppen und Häusern gezeigt. Dabei ließ sich ein Inversionseffekt für Bilder von bekleideten Menschen und Schaufensterpuppen nicht aber für sexualisierte Darstellungen und Häuser feststellen.

Aufzeichnung der Augenbewegungen

Insgesamt deute das darauf hin, dass sexualisiert dargestellte Männer und Frauen visuell auf ähnliche Art und Weise verarbeitet werden, die oft bei Objekten beobachtet wird. Die Differenz zwischen sexualisierten und nicht-sexualisierten Zielreizen belegten die ForscherInnen anhand der Aufzeichnung der Augenbewegungen. So zeigte sich, dass die Probanden ihren Blick bei leicht bekleideten Personen weit weniger häufig auf die Gesichtsregion fixierten als bei vollständig Angezogenen. Die aufgrund eines Mangels an vereinbaren Studienergebnissen oftmals infrage gestellten Annahmen der "Sexualisierten-Körper-Inversions-Hypothese" erscheinen somit "durchaus wahrscheinlich", heißt es in einer Aussendung der Uni zu der unter der Leitung von Silani in Kooperation mit Wissenschaftern der Uni Triest und Scuola Internazionale Superiore di Studi Avanzati (SISSA) in Triest durchgeführten Studie. (APA, 12.4.2018)