Das Verhalten von Max Verstappen erinnert Lewis Hamilton an seine eigene Anfangszeit in der Formel 1.

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Shanghai – Vier Tage nach der Kollision in Bahrain mit Max Verstappen hat Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton erstmals mit dem Niederländer gesprochen. "Ich habe ihn getroffen, ihm die Hand geschüttelt und gesagt, dass mir das letzte Rennen für ihn leid tue, ungeachtet, ob es mein Fehler oder sein Fehler war", erzählte der Mercedes-Fahrer am Donnerstag vor dem Grand-Prix-Wochenende in Shanghai.

Zuvor hatte Verstappen angekündigt, ein Gespräch mit Hamilton über den Vorfall vom Sonntag nicht zwingend zu suchen. "Es kommt darauf an, ob es wirklich notwendig ist", sagte das Top-Talent von Red Bull. "Es ist einfach, dem jüngeren Fahrer die Schuld zu geben. Für mich gibt es keinen Grund, etwas zu ändern. Aber warum sollte ich etwas ändern? Es war nichts Verrücktes oder Riskantes. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Ich glaube nicht, dass ich etwas falsch gemacht habe."

Hamilton hat "großen Respekt vor Max"

Der 20-jährige Verstappen hatte in der Frühphase des Rennens in Bahrain mit einem riskanten Manöver den 13 Jahre älteren Hamilton zu überholen versucht. Der Vierfach-Champion nannte den Niederländer deshalb einen "Dickhead" (Schwachkopf). Bei der Aktion hatten sich beide Autos berührt. Verstappen musste kurz danach als Spätfolge der Kollision aufgeben, Hamilton wurde Dritter.

Hamilton ging am Donnerstag nicht weiter auf die Aussagen Verstappens ein. "Ich habe großen Respekt vor Max. Er ist ein sehr talentierter Fahrer. Ich war in seinem Alter in einer vergleichbaren Situation, es ist ein Lernprozess", sagte er. Zugleich betonte Hamilton, wie wichtig es sei, dass "der Respekt unter den Fahrern erhalten bleibt. Das ist wichtig."

Vettel peilt Sieg Nummer drei an

Während der Druck auf Verstappen und Hamilton nach zwei äußerst enttäuschenden Rennen spürbar groß ist, kann Vettel den dritten Saisonlauf am Sonntag in Shanghai (08.10 Uhr/ORF 1) entspannt angehen. "Die letzten beiden Rennen sind gut verlaufen. Wenn wir unsere Hausaufgaben erledigen, sollte es ein gutes Wochenende werden", sagte der viermalige Weltmeister am Donnerstag.

Vettel präsentierte sich bei seinem ersten Auftritt vor den Toren der Millionenmetropole wieder mit frisch geschertem Haupt. Schon in Australien hatte der eigenwillige Haarschnitt Glück gebracht, gegen weitere Parallelen zum Auftaktrennen hätte der Ferrari-Star nichts einzuwenden.

Trotz der Maximalausbeute von bislang 50 WM-Punkten blieb Vettel in seiner Prognose verhalten. "Es ist schwierig vorherzusagen. Ich bin zuversichtlich, das Auto funktioniert gut. Aber Mercedes ist noch immer der Favorit", sagte Vettel.

Silberpfeile unter Druck

Die Silberpfeile stehen hingegen in Shanghai unter Zugzwang. Die 5,451 km lange Strecke kommt den Stärken des Autos aber entgegen, die Schwächen des Boliden dürften dagegen weniger zum Vorschein kommen. Die häufig launischen Hinterreifen werden in China nicht so stark gefordert, auch hohe Temperaturen, die Mercedes in Bahrain nicht zum ersten Mal zu schaffen machten, sind nicht zu erwarten. Ein Sieg für Hamilton oder Valtteri Bottas ist daher fast schon Pflicht.

"Es sollte ein guter Kurs für uns sein. Ich glaube weiter, dass wir das beste Team sind. Aber es ist wichtig, dass wir alle sehr aufmerksam bleiben", sagte Hamilton, der mit fünf Erfolgen Rekordsieger in Shanghai ist. Einen weiteren Rückschlag darf sich vor allem Hamilton nicht erlauben, um den Rückstand von derzeit 17 Punkten auf Vettel nicht weiter anwachsen zu lassen. (APA, sid, red, 12.4.2018)