Eine gefiederte Rakete: der Wanderfalke.
Foto: APA/AFP/YURI CORTEZ

Groningen/Riverside – Einige Vogelarten stürzen sich mit hoher Geschwindigkeit in die Tiefe – die Ziele solch rasanter Flugmanöver können aber gänzlich unterschiedlich sein: Wanderfalken (Falco peregrinus) etwa erwischen dank ihrer extrem schnellen Sturzflüge auch Beutevögel, deren Flugmanöver eigentlich unberechenbar sind. Costakolibris (Calypte costae) hingegen werben im Sturzflug auf eine sehr spezielle Art um Weibchen. Sie erzeugen dazu beim Herabstoßen mit ihren Schwanzfedern einen hohen Ton und spreizen ihre Federn gezielt so, dass der Flugsound optimal beim Weibchen ankommt.

Eine Forschergruppe um Robin Mills von der Universität Groningen in den Niederlanden berichtet im Fachjournal "Plos Computational Biology", was sie über den Sturzflug des Wanderfalken bei der Jagd auf Stare (Sturnus vulgaris) herausgefunden hat. Frühere Untersuchen hatten bereits gezeigt, dass die pfeilschnellen Vögel ähnliche Manöver ausführen wie menschengemachte Lenkflugkörper. Dabei erreichten sie eine Geschwindigkeit von mehr als 360 km/h.

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In ihrer jetzt vorgestellten Untersuchung nutzten die Forscher Computermodelle, in denen sie zum einen die Flugbahnen des Falken variierten, zum anderen das Flugverhalten der Stare. Sie konnten im Geradeausflug, mit sanften oder unberechenbaren Manövern, wie häufigen und schnellen Richtungswechseln, fliegen.

Der Auswertung zufolge zahlen sich die riskanten Sturzflüge besonders dann aus, wenn die Stare die Falken bereits bemerkt haben und eigentlich unberechenbare Ausweichmanöver ausführen. Die Falken selbst können dank des Sturzflugs aber aerodynamische Manöver ausführen, die die Chancen erhöhen, einen Star auch dann noch zu erbeuten. Allerdings bringe der Sturzflug hohe Anforderungen an das Sehen und die Flugkontrolle mit sich, schreiben die Biologen: Nur wenn beides weitgehend fehlerfrei funktioniere, sei der Sturzflug die optimale Jagdstrategie.

Ein männlicher Costakolibri.
Foto: Christopher Clark, UC Riverside

Auch viele Kolibris rasen teils mit hoher Geschwindigkeit durch die Luft – allerdings eher, um anzugeben: Die Männchen versuchen damit in der Paarungszeit, die Weibchen zu beeindrucken. Costakolibris, auch Veilchenkopfelfen genannt, erzeugen dabei Töne mit einer Frequenz von mehreren 1000 Hertz, und zwar hauptsächlich mit Hilfe ihrer Schwanzfedern. Christopher Clark und Emily Mistick von der University of California in Riverside hatten bei der Beobachtung der waghalsigen Manöver festgestellt, dass die Kolibrimännchen dem Weibchen dabei weit weniger nahekommen, als das bei verwandten Arten der Fall ist: nämlich nur auf fünf Meter statt auf einen halben oder einen Meter.

Bei Versuchen im Windkanal entdeckten die Forscher, dass die Veilchenkopfelfen anders als andere Arten einige Schwanzfedern fast senkrecht zur Flugrichtung stellen. Dadurch erreiche das Fluggeräusch zu den Seiten hin den größten Schalldruckpegel und die höchste Frequenz, berichten Clark und Mistick im Fachblatt "Current Biology". Das Manöver ist also am besten einige Meter seitlich von der Flugbahn zu hören. Höhere Töne signalisierten höhere Geschwindigkeiten, wie sie die Weibchen bevorzugen. (APA, red, 13. 4. 2018)