Besonders Häuselbauer griffen früher zur vermeintlich günstigen Finanzierung gerne zu Franken-Krediten – böses Erwachen inbegriffen.

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Wien – Gute Nachricht für Schuldner von Fremdwährungekrediten: Der Schweizer Franken ist gegenüber dem Euro auf ein Mehrjahrestief gefallen. Mit 1,187 Euro befindet sich die Währung derzeit auf dem geringsten Stand seit Aufgabe des von der Schweizerischen Notenbank garantierten Mindestkurses von 1,20 Euro im Jänner 2015, die zu einer sprunghaften Frankenaufwertung geführt hatte. Als Ursache gelten die jüngsten Russland-Sanktionen, die für Kapitalabflüsse aus der Schweiz gesorgt haben sollen.

"Der Schweizer Franken wird derzeit hauptsächlich von Kapitalflüssen getrieben", sagte Währungsstratege Manual Oliveri von Credit Agricole der Finanzagentur Bloomberg. Wegen der Russland-Sanktionen müssten russische Staatsbürger nun ihre gestiegenen Liquiditätsbedürfnisse erfüllen. Üblicherweise gilt der Franken als "sicherer Hafen", in den sich Finanzmarktakteure in unsicheren Zeiten flüchten, in denen die Märkte wie zuletzt starke Schwankungen aufweisen. Die Korrelation mit der Risikobereitschaft der Anleger ändere sich, ergänzt Oliveri.

"Der Schweizer Franken ist voll und ganz im Thema Russland-Sanktionen gefangen", erklärte Marktstratege Peter Rosenstreich von der Swissquote Bank. "Für eine kleine, offene Volkswirtschaft wie die Schweiz ist es extrem gefährlich, in einem geopolitischen Tauziehen gefangen zu sein." Der Finanzplatz profitiere noch immer von Werten wie Sicherheit und Vertraulichkeit. "Wenn das irgendwie gefährdet wird, werden gewisse Investoren nervös", sagte Rosenstreich.

Die Aufnahme von Frankenkrediten war früher speziell in Österreich zur Finanzierung von Immobilien wegen Zinsvorteilen beliebt, die jedoch in weiterer Folge durch die Frankenaufwertung mehr als kompensiert wurden. Seither wird der Bestand kontinuierlich abgebaut: Laut Daten der Oesterreichischen Nationalbank waren Ende des Vorjahrs noch umgerechnet 16,5 Milliarden Euro an Fremdwährungskrediten bei privaten Haushalten aushaftend, ein Rückgang um 15 Prozent innerhalb eines Jahres und der tiefste Stand seit Jänner 2003. (aha, 13.4.2018)