Tony Parsons, "In eisiger Nacht". Dt.: Dietmar Schmidt. € 15,50 / 336 Seiten. Lübbe, München 2018

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Vor wenigen Jahrzehnten wären manche Krimithemen absurd erschienen. Inzwischen sind sie traurige Realität. Zum Beispiel Flüchtlinge, die von Schleppern in Laster eingesperrt werden und sterben. Chinatown in London: Ein Kühllaster parkt unvorschriftsmäßig, der Fahrer ist verschwunden. Man fürchtet einen Bombenanschlag. Aber was Detective Max Wolfe findet, sind zwölf erfrorene Frauen ohne Papiere.

Tony Parsons dritter Band um Wolfe taucht in die Londoner Unterwelt ein, wo Wolfe seine Kontakte nützt, um Menschenhändlern auf die Spur zu kommen. Es ist klar, dass viele der ins Land geschmuggelten Frauen in Bordellen enden, aber wo bleiben die anderen? Verrichten sie womöglich Arbeiten, ohne die die Bürgergesellschaft gar nicht auskäme? Und wie gelangen sie auf die britische Insel?

Parsons brutal-realistische Schilderung der Umschlagplätze zwischen Serbien und Frankreich zeigt, dass der Autor sein Handwerk als Journalist gelernt hat, bevor er Schriftsteller wurde. Fesselnd, empathisch und desillusionierend. (Ingeborg Sperl/www.krimiblog.at, 14.4.2018)