"Wer die Welt kennt, beherrscht sie", lautete eine alte Weisheit zu Beginn der Kartografie. Darstellungen sagen tatsächlich viel über das Weltbild der Gestalter aus.

Foto: Ansichtssache von Ansichtssachen, fotografiert von Lukas Friesenbichler

Kartografie ist die Wissenschaft und Technik zur Darstellung von Himmelskörpern in topografischen und thematischen Karten. Allgemeiner definiert, vermittelt und veranschaulicht sie raumbezogene Informationen. Die Hauptaufgabe und das Kernproblem der Kartografie besteht darin, komplexe, im Original sich ereignende Phänomene, Orte, Sachverhalte und Prozesse auf einer maßstäblich verkleinerten Darstellungsfläche abzubilden und zu beschreiben. Um dies sinnvoll zu ermöglichen, müssen Kartografen aus der Fülle der Originaldaten die wichtigsten oder typischen auswählen oder zusammenfassen und für die Darstellung so generalisieren, dass es dem Nutzer möglich ist, eine Vorstellung vom Original zu gewinnen und seine im Gedächtnis befindliche kognitive Karte zu erweitern oder zu korrigieren.

Die älteste Karte der Welt ist 6200 Jahre alt und zeigt eine Siedlung rund um den Vulkan Hasan Daggi. Erhalten sind Karten von Ptolemäus, Anaximander und aus römischer Zeit die Tabula Peutingeriana. All diese Ansichten der Welt zeigt Kevin J. Brown. Vergleiche europäischer Kartografien mit japanischen, chinesischen, buddhistischen Skizzen ergeben dann ein Bild, das man sich von der Welt machte.

Browns Ansichtssache lädt zu einer Zeitreise ein, die in der Gegenwart endet. Eines der herausragendsten Werke der Kartografie und der Buchkunst stellt die Reproduktion der Civitates orbis terrarum, einer großartigen Sammlung von Stichen, die zwischen 1572 und 1617 entstanden, dar. Georg Braun und Franz Hogenberg dokumentierten Städte der Welt. Ein Meilenstein mit Plänen, Aufrissen, Vogelperspektive und Straßenszenen aus Europa, Asien, Afrika und Lateinamerika. Ein einzigartiges Panorama urbanen Lebens. (Gregor Auenhammer, 14.4.2018)