Doppelzimmer sind bei Studierenden heute nicht mehr gefragt, gesucht werden in Studentenheimen tendenziell eher WG-Zimmer oder Mikro-Apartments, wie hier im Base 22 im Wien-Donaustadt.

Foto: Andreas Tischler

Wie es um den Markt für Wiener Studentenheime bestellt ist, hängt davon ab, wen man fragt. Während Entwickler und Investoren privater, meist hochpreisiger Projekte noch viel Bedarf sehen, sind Vertreter des gemeinnützigen Sektors kritischer.

"Mittlerweile gibt es in Wien fast ein Überangebot", sagt Günther Jedliczka, Geschäftsführer des Heimbetreibers OeAD-Wohnraumverwaltung. Er rechnet vor, dass es landesweit 40.000 Studentenheimplätze gibt, in den letzten Jahren seien 5000 neue dazugekommen. Und so manches dieser Betten sei aktuell leer, so Jedliczka, auch tendenziell kostengünstigere bei den gemeinnützigen Heimträgern. Das bestätigt ein Rundruf des Standard. Innerhalb von einem, höchstens zwei Tagen könne man einziehen, heißt es da oft. Obwohl das Sommersemester gerade erst begonnen hat.

"Derzeit krachen viele Immobilienfonds auf den Wiener Markt und sagen, dass es noch mehr Bedarf gibt, aber ich frage mich, wo die Kundschaft sein soll", sagt auch Martin Strobel, Geschäftsführer der Wihast, die in Wien 14 Studentenheime betreibt, in denen Studierende zu Preisen zwischen 230 und 390 Euro monatlich wohnen können.

Keine Wartelisten mehr

Noch vor zehn Jahren war die Situation eine andere für angehende Studierende in Wien: Damals musste man sich Monate im Vorhinein bei einem Studentenheim anmelden. Und wer trotzdem keinen Platz bekam, landete auf einer elendslangen Warteliste. "Wartelisten existieren heute in der Form nicht mehr", sagt Carola Lindenbauer, Geschäftsführerin der base – homes for students Gmbh.

Dennoch wird munter weitergebaut in der Bundeshauptstadt, seit kurzem etwa das The Student Hotel beim Praterstern, das das größte Studentenheim des Landes wird. Auch die gemeinnützige Stuwo baut an einem Studentenheim mit 295 Zimmern in der Seestadt Aspern. Zimmer der Kategorie A seien bereits ausgebucht, heißt es auf deren Webseite.

"Wir fragen uns, wofür gebaut wird", sagt Jedliczka dennoch. "Ich glaube, dass das oft von Projektentwicklern ausgeht", meint Carola Lindenbauer. Denn Investoren haben die Studentenheime als Assetklasse entdeckt. "Ich glaube aber, dass die Betreuungsintensität manchmal unterschätzt wird", so Lindenbauer. Im Unterschied zum Wohnhaus nutze sich ein Studentenheim relativ schnell ab. Oft werde von Investoren auch die Situation in Deutschland – wo es in Städten wie München tatsächlich einen Mangel an Wohnraum für Studierende gibt – mit jener in Österreich gleichgesetzt.

Mikro-Apartments gesucht

Jene privaten Studentenheime, die in den letzten Jahren in Wien hauptsächlich errichtet wurden, wollen bei den Jungen mit vollmöblierten Mikro-Apartments punkten. Preislich liegen sie jenseits der 500 Euro mit Raum nach oben. Im vergangenen Herbst eröffnete beispielsweise mit "The Fizz" ein Studentenheim mit 633 Zimmern in Wien-Brigittenau.

Aktuell sei es zu rund zwei Dritteln vermietet, heißt es auf Standard -Nachfrage. Das Wohnkonzept sei in Österreich neu und müsse noch an Bekanntheit gewinnen, sagt Alexander Gulya, Geschäftsführer von International Campus Austria.

Die Diskussionen zum Überangebot an studentischen Zimmern kennt er schon aus Deutschland. Ein Aspekt, der dabei häufig unterschätzt werde, sei die Heterogenität der Studierenden. Es gebe nämlich durchaus Studierende, die bereit sind, für Community, Komfort und Services mehr Geld auszugeben, so Gulya: "Wir sehen eine stetig wachsende Zielgruppe für hochwertiges studentisches Wohnen."

Wohlgemerkt: Auch in manchem Heim eines gemeinnützigen Betreibers gibt es diese Mini-Apartments und einen Facility-Manager, der sich um jede ausgebrannte Glühbirne sorgt, betont Lindenbauer. "Ich kann da nicht viele Unterschiede erkennen."

Aber man könne durchaus parallel existieren. Mittlerweile gebe es für jedes Budget ein Zimmer in Wien. Das Angebot ist groß – und wird noch größer werden. (Franziska Zoidl, 14.4.2018)