Dorf in der Stadt: In der Grazer Terrassenhaussiedlung leben 1100 Menschen in 520 Eigentumswohnungen.

Foto: Helmut Tezak / Werkgruppe Graz

Auch wenn die Terrassenhaussiedlung im Grazer Stadtteil St. Peter von außen ein bisschen wie eine unzerstörbare Burg aus Beton aussieht, sind die Jahre nicht spurlos an ihr vorbeigegangen. Die 520 Eigentumswohnungen umfassende Anlage wurde in den 1970er-Jahren erbaut, mittlerweile gibt es an vielen Ecken Modernisierungsbedarf.

Und so wie die Bewohner schon vor 40 Jahren von den Architekten der Werkgruppe Graz in die Planung für das Großprojekt miteinbezogen wurden, so wurden diese nun auch beim Erarbeiten von Ideen für eine solche Modernisierung eingebunden.

Das geschah im Rahmen des interdisziplinären Projekts SONTE, kurz für "Sondierungsprojekt Terrassenhaussiedlung", welches vor rund einem Jahr startete und über die Smart-Cities-Initiative der Bundesministerien für Verkehr, Innovation und Technologie und für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft finanziert wurde.

Unterschiedliche Formate

Um möglichst viele der teilweise skeptischen Bewohner zu erreichen, wurde auf unterschiedliche Formate gesetzt, darunter Workshops, Führungen, Prototyping und die Befragung zur Wohnzufriedenheit mittels Fragebögen. Auch Sprechstunden für die Bewohner wurden veranstaltet.

"Uns war wichtig, Bewusstsein zu erzeugen, dass es keine Standardlösung geben kann, um die Terrassenhaussiedlung zukunftsfit zu machen", sagt Projektleiterin Andrea Jany vom Institut fürWohnbauforschung. Beispielsweise was eine thermische Sanierung angeht: "Man kann auf diese Fassade keinen Vollwärmeschutz draufgeben. Da braucht es viele Vorlaufüberlegungen."

Ideen für ein Café

Vor wenigen Tagen wurde der mithilfe der Bewohner erarbeitete Leitfaden vor rund 100 interessierten Bewohnern in einem Veranstaltungsraum der Terrassenhaussiedlung präsentiert. Dieser sei nur schematisch, betont Jany. Im Falle einer weiteren Förderungszusicherung gehe es dann darum, die Ideen zu konkretisieren.

Die wichtigsten Eckpunkte des Leitfadens: Der informelle Austausch soll verbessert werden, einerseits durch Exkursionen zu ähnlichen Wohnprojekten, aber auch innerhalb der Siedlung selbst, so Jany. So seien beispielsweise Ideen zu einem Café in der Anlage, das den Austausch zwischen den Bewohnern fördern soll, entwickelt worden. Ein solches Café war in einem fünften Baukörper ursprünglich geplant gewesen, "der ist aber nie realisiert worden", so Jany.

Informeller Austausch

Für den informellen Austausch der Bewohner gebe es aber auch andere Ideen. Alte Luftschutzbunker könnten beispielsweise in Musik- oder Hobbyräume umfunktioniert werden, auch Werkstätten seien darin vorstellbar.

Außerdem gebe es in der Siedlung viele Terrassen und überdachte Freiflächen, die oft nicht verwendet werden. Diese könnten beispielsweise für Urban Gardening genutzt und teilweise auch geschlossen werden, um die Energiebilanz der umliegenden Wohnungen zu verbessern. "Punktuell gibt es da ziemliche Schwierigkeiten bei Wohnungen, die exponiert liegen." Betroffenen Wohnungsbesitzern werden im Leitfaden dazu auch weitere Handlungsmöglichkeiten geboten.

Auch Ideen für die Mobilität in der Siedlung wurden entwickelt, beispielsweise im Rahmen von Verleihstationen für Elektrofahrräder. Und auch die Website der Anlage könnte modernisiert werden. Eine Beobachtung des Forscherteams: Die jüngere Generation stand manchen dieser Ideen tendenziell offener gegenüber. (Franziska Zoidl, 15.4.2018)