Wien – Der Meistertitel ist seit vergangenem Wochenende an Bayern München vergeben, am Sonntag steigt ein direktes und emotionales Duell um Rang zwei in der deutschen Fußball-Bundesliga. Schalke 04 verteidigt im Revierderby zu Hause gegen Borussia Dortmund einen Punkt Vorsprung auf den Lokalrivalen. Auch um Rang vier gibt es zwischen Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt ein direktes Duell.

"Mutter aller Derbys"

"Es ist sicher das wichtigste Spiel der Saison. Es geht um mehr als die Ehre", kommentierte Schalke-Chef Clemens Tönnies angesichts der kniffligen Ausgangslage. Zur Einstimmung erinnerte sein Klub an das historische Spektakel vor knapp fünf Monaten. "Ich hatte Gänsehaut, als ich das gesehen habe. Es ist einfach die Mutter aller Derbys", kommentierte Trainer Domenico Tedesco ein Video vom 4:4, das auf Schalke eigens zum 92. Ligaduell erstellt wurde. Schalke machte damals in Dortmund einen 0:4-Pausenrückstand wett. Das trug dazu bei, dass die Königsblauen mit den ÖFB-Teamspielern Guido Burgstaller und Alessandro Schöpf bisher die beste Saison seit 2013/14 spielen.

Damals war noch Peter Bosz Trainer des BVB, der später von Peter Stöger abgelöst wurde. Dessen Bilanz auf Schalke dürfte den Dortmundern Mut machen. Mit dem 1. FC Köln trat der Wiener zwischen 2014 und 2017 viermal in der Gelsenkirchener Arena an und feierte drei Siege bei einem Unentschieden.

Gedanken um seine Zukunft blendet Stöger, dessen Verbleib in Dortmund fraglich ist, vor dem Spiel bewusst aus. "Brisanz ist sowieso immer im Derby. Aber dass wir vorbeiziehen können, macht es schon sehr außergewöhnlich. Wir haben die Möglichkeit, mit einem Dreier einen wirklich großen Schritt Richtung Champions League zu machen", sagte der 52-Jährige.

Konsequenzen

Welch hohen Stellenwert die Partie im Ruhrgebiet genießt, dokumentiert die Aufregung der Amateurfußballer über die Ansetzung der Partie an einen Sonntag. Mehr als 250 Partien in der Region wurden verlegt. "Die Vereine hatten die Befürchtung, dass wenig Zuschauer kommen und sie deshalb wenig Einnahmen haben. Außerdem wollten viele Spieler das Derby sehen", sagte Manfred Schnieders, Vizepräsident des Fußballverbandes Westfalen (FLVW).

Vor dem direkten Duell um Rang vier zwischen Leverkusen und Frankfurt war weniger die Platzierung das Thema, sondern vielmehr eine Personalie. Am Freitag wurde bekannt, dass der aktuelle Frankfurt-Trainer Nico Kovac im Sommer Bayern München übernimmt. Leverkusen-Trainer Heiko Herrlich glaubt nicht an einen Spannungsabfall beim Gegner. "Niko Kovac hat in den letzten Jahren Großartiges geschafft und super Arbeit geleistet. Er hat aus einem Abstiegskandidaten eine Mannschaft geformt, die ambitioniert ist, oben mitzuspielen. Nun haben sie dieses Ziel vor Augen, und deshalb werden sie hundertprozentig konzentriert sein", sagte Herrlich.

Comeback von Alaba

Die Bayern laufen im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach erstmals als neuer Meister ein. "Wir werden in der Liga nicht kürzertreten. Ich habe große Ambitionen, gegen Gladbach zu gewinnen", versicherte Trainer Jupp Heynckes vor der Partie gegen seinen Heimatverein, bei dem er erfolgreicher Spieler und Trainer war. Mit dabei sein wird auch David Alaba, der nach drei Spielen Zwangspause wegen Rückenproblemen ein Comeback feiern soll. Im 100. Bundesliga-Duell zwischen Bayern und Gladbach kämpfen die Gäste gegen eine Negativserie an. In München hat die Borussia in 49 Spielen nur dreimal gewonnen und gleich 35 Mal verloren. Der bis dato letzte Sieg (2:0) stammt vom 22. März 2015.

Nach dem ersten Erfolg nach 15 sieglosen Spielen will der HSV gegen Hoffenheim nachlegen und die minimale Hoffnung auf den Klassenerhalt am Leben halten. Vor den abschließenden fünf Runden fehlen Hamburg fünf Punkte auf einen Relegionsplatz. Den hält der FSV Mainz (Karim Onisiwo), der zum Abschluss der Runde am Montag im Duell zweier Abstiegskandidaten den SC Freiburg (Philipp Lienhart) empfängt. (APA, 13.4.2018)

Programm 30. Runde der deutschen Bundesliga:

Freitag (20.30): Wolfsburg – Augsburg (Gregoritsch, Hinteregger, ohne Danso/Aufbautraining)

Samstag: Hoffenheim (Grillitsch, Zulj, Posch) – HSV, Hertha (Lazaro) – Köln, Leverkusen (Baumgartlinger, Öczan) – Frankfurt, Stuttgart – Hannover (Harnik) (alle 15.30), Bayern München (Alaba) – Mönchengladbach (18.30/live Free-TV auf Sky Sport News HD)

Sonntag: Schalke (Burgstaller, Schöpf) – Dortmund (Trainer Stöger) (15.30), Bremen (Junuzovic, Kainz, Friedl) – Leipzig (Trainer Hasenhüttl, Ilsanker, Sabitzer, ohne Laimer/verletzt) (18.00)

Montag (20.30): Mainz (Onisiwo) – Freiburg (Lienhart)