Die Studie untersucht, inwieweit die Umgebung und Ausstattung eines Gebärraums Einfluss auf den Geburtsverlauf nehmen kann.

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"Die wissenschaftliche Literatur deutet daraufhin, dass sich Bewegung sowie die aufrechte Körperhaltung positiv auf die Geburt auswirken. Einerseits, weil sozusagen die Schwerkraft unterstützend wirkt und das Kind entsprechend positioniert, und andererseits, weil diese Körperhaltung beispielsweise eine bessere Durchblutung der Gebärmutter fördert", sagt die Hebammenwissenschaftlerin Gertrud M. Ayerle vom Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der deutschen Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Ob dem tatsächlich so ist, soll in den nächsten zwei Jahren die Studie "Be-Up: Geburt aktiv" zeigen. Darin wird untersucht, inwieweit die Umgebung und Ausstattung eines Gebärraums Einfluss auf den Geburtsverlauf nehmen kann.

Die These lautet: Frauen, die unter der Geburt selbstbestimmt und aktiv handeln können, erleben weniger Komplikationen, die Interventionen erfordern – etwa Kaiserschnitte. Somit könne perspektivisch die Kaiserschnittrate gesenkt werden, die in Österreich und Deutschland bei rund 30 Prozent und deutlich über der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO (bis zu 15 Prozent) liege. Das reduziere auch das Risiko für weitere Komplikationen und einen Kaiserschnitt in der nachfolgenden Schwangerschaft, so Ayerle.

Schriftliche Befragung

In den vergangenen Monaten wurde in den an der Studie beteiligten Kliniken alternative Gebärräume eingerichtet. Dort können nun schwangere Frauen, deren Geburtswehen begonnen haben, an der Studie teilnehmen. Binnen zwei Jahren werden es bis zu 4.000 Teilnehmerinnen sein, die in sieben Kliniken in Nordrhein-Westfalen sowie am Universitätsklinikum Halle (Saale), den Städtischen Klinika in Dessau und Brandenburg/Havel und dem Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Berlin mit einer natürlichen Geburt ihr Kind zur Welt bringen. Mit dem Universitätsklinikum Jena soll noch eine fünfte ostdeutsche Einrichtung hinzukommen, hier laufen die Verhandlungen.

Verglichen werden in der "Be-Up"-Studie die Geburten in den üblichen Gebärräumen mit denen, die in den alternativen Gebärräumen der Kreißsäle stattfinden. Um herauszufinden, wie die Mütter die Geburt erlebt haben, werden sie auf der Wochenstation und drei Monate nach der Geburt schriftlich befragt.

"Die alternativ eingerichteten Gebärräume sind darauf ausgerichtet, dass die Frauen sich selbstbestimmt bewegen können und die Umgebung so nutzen können, wie sie möchten und je nachdem, wie sie sich fühlen", erklärt Ayerle. Die Frauen haben die Möglichkeit, verschiedene Steh- und Sitzpositionen einzunehmen und Schaumstoffelemente zu nutzen. Es gibt eine Snackbar und einen Monitor, der Naturszenen zeigt. (red, 16.4.2018)