Fabian Hinrichs und Dagmar Manzel im "Tatort" aus Nürnberg.

Foto: ORF/BR/Felix Cramer

Eine fotografische Identifizierung sei nicht mehr möglich, erkennt der Beamte auf den ersten Blick. Genauere Details bekommt man im sonntäglichen Tatort aus Nürnberg indes erspart: Zwei Libyer, Bruder und Schwester, werden erst nach mehreren Tagen in einem heruntergekommenen Haus am Stadtrand erschlagen aufgefunden. Und ihr Ziehsohn, nicht nur bei seinen Mitstudentinnen beliebt, ist untergetaucht.

Auch wenn er als möglicher Täter infrage kommt – wer in den vergangenen Jahren auch nur mehr als einen deutschen Fernsehkrimi gesehen hat, weiß in Ich töte niemand von Beginn an, dass Ahmad jedenfalls in dieser Hinsicht unschuldig ist. Außerdem ermitteln die Kriminalhauptkommissare Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) ohnehin bald dort, wo es sich gehört: am rechten Rand.

Regisseur und Koautor Max Färberböck, seit Jahrzehnten mit Bella Block und Tatorts im Geschäft tätig, setzt auf eine düstere Stimmung, die musikalische Untermalung auf so dramatischen wie effizienten Einsatz von Vivaldi. Das passt gut zum depressiven Kollegen aus dem Betrugsdezernat, der Frau (Ursula Strauss) und Kinder zurücklässt und mit dem Ringelhahn eine gemeinsame Vergangenheit verbindet. Dass die beiden Fälle miteinander zu tun haben, liegt nicht nur an einem blonden Perückenhaar.

"Gucken Sie nicht so tief in die Dinge hinein, sonst gucken sie zurück", meint Ringelhahn zu Voss, als dieser sich einen Nine-to-five-Job wünscht. Für diesen Tatort gilt das nicht: Je tiefer man blickt, desto durchsichtiger wird die Botschaft. "Muss denn immer ein Gott für diesen Irrsinn stehen?", fragt sich der Kommissar von heute. Nein, der Mensch genügt. (Michael Pekler, 14.4.2018)