Herta Müller ist die diesjährig Geehrte des Festivals Literatur im Nebel. Abseits davon, dass sie eine wunderbare Wahl ist und ihr Werk eine präzis-brutal-poetische Ausleuchtung all dessen, was Diktatur und ihre Folgen in Menschen anzurichten pflegen, verbindet mich nicht nur grenzenlose Bewunderung und Ehrfurcht vor ihrem Schaffen mit der Autorin, sondern auch schräge Momente, von denen Herta Müller (wie auch vermutlich von meiner allgemeinen Existenz) wenig ahnt.

Zuerst, am Beginn meines schriftstellerischen Auftauchens – in Form einer Replik von ebenfalls poetisch-brutaler Präzision: "Platz 7 im Herta-Müller-Lookalike-Wettbewerb" lautete ein Kommentar unter ersten veröffentlichten Fotos.

Es hatte eine gewisse Richtigkeit, obwohl uns rund zwanzig Kilo und Jahre trennten. Die Vorliebe für roten Lippenstift samt kantiger Frisur und Hang zur Blässe wurde Jahre später in NYC zum Verhängnis, als wir beide beim PEN-Festival eingeladen waren.

Die meisten Stars der Lesungen blieben der Abschlussfeier fern, bis auf Ljudmila Ulitzkaja und Karl Ove Knausgård, und die Fans irrten enttäuscht auf der Suche nach Celebritys umher. Im noblen Hotel war ein Stock für das Fest angemietet worden, die Toilette befand sich im obersten Penthouse. Schon von weitem roch es da heftig nach Marihuana. Beim Verlassen der Anlage wurde ich von einer Dame gestellt, die mich ins WC zurückdrängte und ehrfürchtig raunte: "Mrs. Müller, darf ich mitrauchen?" (Julya Rabinowich, 13.4.2018)