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Katalanisches Flaggenmeer in Barcelona. Einmal mehr forderten die Demonstranten die Freilassung separatistischer Politiker, die sie las politische Gefangene betrachten.

Foto: AP / Manu Fernandez

"Wir wollen sie zu Hause", lautete das Motto eines Großprotestes am Sonntag in Barcelona. Demonstranten schwenkten Fahnen der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung und trugen gelbe Schleifen am Revers. Diese sind das Zeichen der Bewegung für die "Freilassung der politischen Gefangenen" und die "Heimkehr der Exilierten". An der Demonstration nahmen nach Angaben der Stadtpolizei 315.000 Menschen teil.

Der Marsch fand genau sechs Monate nach der Inhaftierung der Vorsitzenden der Bürgerbewegung für die Unabhängigkeit "Katalanische Nationalversammlung" (ANC), Jordi Sànchez, und der Kulturvereinigung Òmnium, Jordi Cuixart, statt. Die beiden waren nur wenige Tage nach dem von Madrid verbotenen Unabhängigkeitsreferendum am 1. Oktober 2017 wegen Rebellion angeklagt und in Untersuchungshaft genommen worden. Mittlerweile sitzen sieben weitere Angeklagte in Haft. Sie gehörten zur Regierung des flüchtigen Carles Puigdemont.

Zu der Demonstration hatte ein lagerübergreifendes Bündnis mit dem Namen "Raum für Demokratie und Zusammenleben" gerufen. Diesem gehören auch Gruppen an, die die Unabhängigkeit ablehnen, wie die linke Catalunya en Comú um Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau oder die beiden großen spanischen Gewerkschaften, die postkommunistische CCOO und die sozialistische UGT.

Nicht nur Zustimmung

Bei den Gewerkschaften stieß der Aufruf zur Demonstration vom Sonntag allerdings nicht überall auf Gegenliebe. Einzelne Verbände sehen eine Instrumentalisierung der Gewerkschaften für einen politischen Zweck, nämlich den katalanischen Nationalismus. "In Madrid arbeiten wir ausschließlich für die Verteidigung der Rechte der Arbeiter und nicht für politische Ziele", heißt es in einem Kommuniqué des Landesverbandes der UGT in Madrid. Vereinzelt kam es zu Austritten.

Bereits am Samstag versammelten sich in Pamplona 60.000 Menschen unter dem Motto "Nach Hause". Hier ging es nicht um die katalanischen Politiker, sondern um drei junge Männer, die seit über 500 Tagen in Untersuchungshaft sitzen. Sie werden ab Montag wegen Terrorismus vor der Audiencia Nacional in Madrid stehen. Die Männer hatten sich in Alsasua, einem Dorf im baskischen Teil der Provinz Navarra, beim Dorffest mit zwei Beamten der paramilitärischen Guardia Civil geprügelt. Die Beamten waren nicht im Dienst und hatten, so Zeugen des Vorfalls, provoziert. Den Angeklagten drohen zwischen zwölf und 62 Jahre Haft. (Reiner Wandler aus Madrid, 15.4.218)