Wien – Einst war der Land Cruiser jene Speerspitze von Toyota, mit der die Firma Geländekompetenz und wahrhaft weltweite Einsatztauglichkeit bewies. Seit 1954 trägt die Baureihe diesen Namen, in Windeseile hatte sie die damals qualitativ lausigen englischen Defender aus Afrika hinweggefegt. Und mit über sechs Millionen verkauften Autos bisher ist er unter den vollwertigen Geländewagen, deren es immer weniger gibt, der Inbegriff des Bestsellers. Zum Vergleich: Der legendäre Offroadspezialist Mercedes G, dieser steirische Vierkanthof, schaffte es von 1979 bis heute "nur" auf 300.000.

Einziger Nachteil des Land Cruiser: Bei uns gibt es ihn nur mit einem einzigen Motor, einem 177-PS-Diesel – und damit ist er alles andere als übermotorisiert.
Foto: Andreas Stockinger

Der Begriff des "Landkreuzers", einst von deutschen Militärs für monströse Panzerprojekte geprägt, trifft auf den Japaner nur insofern zu, als er sich auf Asphalt fährt wie ein Schiff, ein Kreuzer. Nein, falsch, Korrektur: fuhr. Denn mit dem Facelift haben die Ingenieure dem Land Cruiser endlich auch zu durchaus passablem Straßenfahrverhalten verholfen.

Ein Auto wie ein Feudalherr: Der Geländebezwinger, der dem Namen Landkreuzer alle Ehre macht, wird innen immer mehr zum Luxuswagen.
Foto: Andreas Stockinger

Das ist die eine Neuigkeit; dass er weiterhin über stupendes Können im Abseits verfügt, braucht bei diesem Fahrzeug nun wirklich nicht weiter erwähnt zu werden. Die andere ist die, dass der große Wagen innen drin immer mehr zum Feudalherrn mutiert, immer nobler geht es zu. Feinste Hölzer und Leder finden sich inzwischen hier – auch insofern folgerichtig, als beide aus jener Wildwelt stammen, in der dieser Toyota sich so souverän bewegt: aus dem Wald-, dem Baum- und Tierreich.

Die Hecktür ist seitlich angeschlagen.
Foto: Andreas Stockinger

In der Zivilisation angekommen ist der Land Cruiser andererseits auch durch die jüngsten technischen Morgengaben: Vernetzung findet statt, Assistenzsysteme gibt's zuhauf, und damit kommen wir zur Motorisierung.

Der Land Cruiser mit geschlossenem Kofferraum.
Foto: Andreas Stockinger

Ja, das ist ein wenig des Land Cruisers Achillesferse. Ein Selbstzünder, der kernig klingt und kalt nagelt wie nur was. Das wirkt aber gar nicht einmal störend, sondern untermalt plausibel die rustikale Herkunft. Nein, es ist diese Singularität, die stört. Der 177-PS-Diesel, mit dem der 2,1-Tonner auch nicht gerade übermotorisiert ist, ist nämlich bei uns das einzig verfügbare Aggregat. In dem Punkt bietet die Konkurrenz mehr. (Andreas Stockinger, 18.4.2018)

Foto: Andreas Stockinger