Nicht jede pro-russische Meinung ist automatisch gesteuerte Propaganda, warnt Hamilton 68.

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Die USA haben, unterstützt von Frankreich und Großbritannien, mehrere Raketenangriffe auf Ziele in Syrien durchgeführt. Diese, so heißt es, zerstörten Einrichtungen, die zur Herstellung chemischer Waffen gedient haben sollen. Dem Militär von Machthaber Assad wird vorgeworfen, Giftgas eingesetzt zu haben. Das Vorgehen hat auch für Kritik gesorgt, vor allem Seitens Russland, das Assad unterstützt.

Auf politischer Ebene hat die Situation allerdings noch zu keiner weiteren Eskalation geführt. Russland und Syrien haben bislang nicht militärisch reagiert oder eine militärische Reaktion angekündigt. In einer eigens einberufenen Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates scheiterte Russland mit dem Versuch, eine Verurteilung der Angriffe zu erwirken.

"2.000 Prozent" mehr Trollaktivität

Allerdings soll der Angriff die Propagandaschlacht im Netz frisch befeuert haben. Laut Angaben des Pentagons habe sich die Aktivität russischer Trolle binnen eines Tages "um 2.000 Prozent verstärkt". Russische Aktivitäten zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung im Netz sind dem US-Verteidigungsministerium schon länger ein Dorn im Auge, zumal bis heute entsprechende Aktivitäten zur Präsidentschaftswahl 2016 Gegenstand weitreichender Untersuchung sind.

Die Statistik aus dem Pentagon ist allerdings nicht nachvollziehbar, wie man bei Gizmodo kritisiert. Zwar sei es plausibel, dass die westlichen Angriffe auf syrische Ziele zu vermehrter Aktivität sorge, doch wie man eine 2.000-prozentige Zunahme gemessen haben will, ist unklar. Presseanfragen diesbezüglich blieben unbeantwortet.

Datensammlung oft missbräuchlich verwendet

Quelle vieler offizieller Statements, aber auch Medienberichten zum Einfluss russischer Operationen auf sozialen Medien ist Hamilton 68. Die Gruppe sammelt zahlreiche Daten und listet diese auf einem Dashboard. Die Aussagekraft ist ohne tiefere Analyse allerdings beschränkt, Fehlinterpretationen sind leicht möglich.

Gegenüber Buzzfeed erklärte ein Mitglied schon einmal, dass die Tools oft in ihrer Bedeutung übertrieben dargestellt und dafür missbraucht würden, diverse Storys in Bezug auf Trump in ein "Russland-Narrativ" zu verpacken.

Nicht jede Meinung zugunsten Russlands Positionen sei ein Bot und auch nicht alle Bots dürften von Russland aus gesteuert sein. Manche Nutzer seien einfach nur wirklich ehrgeizige Verfechter der russischen Politik. Manchmal könnten die Werkzeuge von Hamilton 68 "großartige Einsichten" geben, dazu müsse man sich aber auch entsprechend Zeit zur Analyse nehmen und nicht nur "fünf Sekunden lang" auf die Tabelle blicken. (red, 16.04.2018)