Niki Lauda zweifelt an Max Verstappen.

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Shanghai – Niki Lauda platzte der Kragen. Der Kredit der Formel-1-Legende für "Crash-Pilot" Max Verstappen war nach dessen Aussetzer in Shanghai endgültig aufgebraucht. "Vernunft scheint sich bei diesem Menschen nicht einzustellen", schimpfte Lauda nach dem Großen Preis von China: "Normalerweise wächst man mit seinen Fehlern. Er wird nur kleiner. Das scheint mir auch eine Intelligenzfrage zu sein."

Verheerender hätte die Kritik am jungen Niederländer kaum ausfallen können. Der folgenreiche Rammstoß Verstappens gegen Ferrari-Star Sebastian Vettel, durch den der Deutsche letztlich auf Rang acht zurückfiel, erhitzte noch lange nach dem Rennen die Gemüter. Der dreimalige Weltmeister Lauda, Aufsichtsratschef beim Mercedes-Team, ging mit seinem Urteil am Weitesten. Allein stand er mit seiner Meinung aber nicht da.

"Das kann man so nicht machen. Verstappen muss sich langsam auch mal selbst ein bisschen infrage stellen", sagte Ex-Weltmeister Nico Rosberg dem Portal Motorsport-Magazin.com: "Ich meine, es waren jetzt drei Rennen, und er hat ungefähr fünf kapitale Böcke geschossen."

Am Limit und darüber hinaus

Immer am Limit, und gern darüber hinaus. Seine aggressive, mitunter kopflose Fahrweise hatte Verstappen in Shanghai erneut um Punkte gebracht und Ärger eingehandelt. Auch medial hagelte es Kritik, allen voran aus dem Ferrari-Land Italien. Als "einfach skandalös" bewertete der Corriere dello Sport den Zwischenfall mit Vettel, "man kann mit 20 Jahren nicht so fahren wie mit 17." Tuttosport urteilte: "Verstappen vermasselt Vettel den Tag."

Die Liste der Aussetzer Verstappens ist lang, alleine in der laufenden Saison sorgte der Red-Bull-Pilot mehrfach für Negativschlagzeilen. In Australien kostete ihn ein Dreher ein besseres Ergebnis als Platz sechs, in Bahrain folgte nach einer Kollision mit Lewis Hamilton das Aus in Runde drei. "Schwachkopf", polterte der Weltmeister anschließend und kritisierte "unreife Entscheidungen" Verstappens.

Der 20-Jährige gilt als künftiger Weltmeister. Sein Temperament steht ihm bislang aber immer wieder im Weg. Talent ist nicht alles, Verstappen muss endlich abgeklärter werden. Als Beispiel sollte ihm Teamkollege Daniel Ricciardo dienen. Der Australier siegte mit Gelassenheit, seine Überholmanöver im Finale von Shanghai bewiesen seine Nervenstärke – Eigenschaften, an denen es Verstappen noch zu häufig mangelt.

Einen Lichtblick gab es erst nach dem verkorksten Rennen. Anders als in der Vergangenheit zeigte sich Verstappen einsichtig und reumütig. "Das war scheiße", sagte er bei RTL: "Natürlich war es meine Schuld." (sid, 16.4.2018)