Wien – Als Polizisten am 20. August 1989 das Haus von Jose und Kitty Menendez in Beverly Hills betreten, finden sie ein Blutbad vor: Hausherr und -frau wurden brutal erschossen, von den Tätern fehlt jede Spur, im Fernsehen teilt gerade Charlton Heston als "Moses" das Meer.

So stellt es zumindest eine der Anfangsszenen von "Law & Order: True Crime" dar, und man kann davon ausgehen, dass dieses Detail den Tatsachen entspricht. Akribische Recherche wird im Genre der True-Crime-Storys hochgehalten.

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Man kann es nur vermuten, aber ebenso wahr dürfte sein, dass am Tag nach dem Mord die beiden Söhne Lyle (Miles Gaston Villanueva) und Erik (Gus Halper) ihr Elternhaus aufsuchten, um Tennissachen zu holen. Der diensthabende Polizist, Detective Les Zoeller (Sam Jaeger), ist kurz irritiert, dann sagt er zu den jungen Männern, sie sollen in drei Stunden wiederkommen, dann könnten sie rein.

Verräterischer Besuch

Wann wirklich jener Moment war, der die Söhne Menendez für den Polizisten zu Hauptverdächtigen machte, darüber lässt sich von außen nur spekulieren: War es dieser verräterische Besuch, der den Detective in der Folge nachfragen ließ und der dadurch einen Stein ins Rollen brachte?

Foto: NBC Universal Media

Am Ende standen die Anklage und ein aufsehenerregender Prozess, der die US-Öffentlichkeit über mehrere Wochen beschäftigte – und ab Donnerstag vom Abosender 13th Street in acht Folgen neu aufgerollt wird.

Wahre Stoffe, die wie Spielfilme inszeniert sind, haben im US-TV Hochsaison, zuletzt erzielte etwa FX maximale Aufmerksamkeitswerte mit "American Crime Stories" über den Prozess gegen O. J. Simpson und die Ermordung des Modedesigners Gianni Versace.

Foto: NBC Universal Media

Auch dieses Mal zahlt es sich aus, vor allem wegen Edie Falco, die als brachial ondulierte Anwältin Leslie Abramson einmal mehr eine großartige Performance liefert.

Abramson stellte den Vater als brutalen Tyrannen dar, den Mord wollte sie dadurch rechtfertigen: "Wenn Sie ihn verurteilen, wäre das der letzte Akt des Terrors seines Vaters – mit Ihnen als Komplizen", sagt sie den Geschworenen. Raffiniert.

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Foto: REUTERS / MARIO ANZUONI

Inszeniert hat "Law & Order: True Crime" übrigens ein erfahrenes Regiekollektiv, bestehend aus Lesli Linka Glatter, Fred Berner, Holly Dale und Michael Pressman. Besonders Glatter ist als Meisterin ihres Fachs hervorzuheben, die seit den 1990er-Jahren eine fixe Größe bei Qualitätsserien ist mit Regiearbeiten zu "Twin Peaks" und "NYPD Blue" über "Gilmore Girls", "Emergency Room" und "The West Wing" bis zu "True Blood", "The Walking Dead", "Masters of Sex" und "The Newsroom". Von 2012 bis 2018 führte sie laut imdb.com bei 21 Folgen von "Homeland" Regie.

Fazit: Empfehlung

Prie-View sah die ersten beiden Folgen. Im Fahrwasser der "True Crime"-Stories gleitet diese "Law & Order"-Staffel im trashigen Achtzigerjahre-Chic ziemlich gut durch. Edie Falco ist ein Traum, mit Dauerwelle kann man fast nicht mehr wegschauen. Die Frisur hält, und ich bleib' dran. Empfehlung. (Doris Preisching, 19.4.2018)