Albert Pesendorfer gab den bösen Hagen, der hier Siegfried tötet, imposant, also furchterregend.

Foto: Pöhn

Wien – In den vergangenen zwei Wochen wurde die Wiener Staatsoper zu einem Juwelier. Sie stellte – zum einzigen Mal in dieser Saison übrigens – ein Schmuckstück in ihre Auslage, das nur in einem langwierigen Prozess geschmiedet werden kann: den Ring des Nibelungen, welcher nun mit der Götterdämmerung sein fünfeinhalbstündiges Finale erlebte.

Es war ein großes, freudvolles Gelärme, nachdem Götterwelt und Werk ihr Ende gefunden hatten. Ádám Fischer und das Staatsopernorchester waren schon zu Beginn des zweiten und dritten Aufzugs mit Jubelchören bedacht worden: zu Recht. Der Bayreuth-erprobte Routinier bot eine abwechslungsreiche Melange aus intimen Ruhestrecken, sehnsuchtserfüllter Betriebsamkeit und knackiger Wucht.

Das Blech agierte als Kollektiv so fulminant wie differenziert, bot wundervolle Crescendi und Decrescendi, prägnante Akzente und feierliche Noblesse; zu Beginn des dritten Aufzugs gab's ein paar solistische Patzer. Samtweich die Soloklarinette mit dem Brünnhilde-Motiv.

Toller Einspringer

Anstelle des erkrankten Eric Halfvarson gab Albert Pesendorfer den Hagen, den Giftmischer und Sämann der Trugbilder und des Irrsinns. Er verlieh dem Bad Guy eine furchterregende Präsenz, artikulierte prägnant, sang ihn aber fast zu wohlklingend. Nora Gubisch war als Waltraute eine große Tragödin und eine spannende Erzählerin – dies allerdings mit einer teils bizarren Aussprache. Und keiner ist ein kraftstrotzenderer, virilerer Jammerlappen als Tomasz Konieczny als Gunther.

Stephen Gould schleuderte als Siegfried schließlich lässig kraftstrotzende Spitzentöne raus, seine sängerische Unbekümmertheit passte zu dem angstfreien Helden. Und Iréne Theorin gab die Brünnhilde natürlich und berührte als entflammte und kämpferische Frau.

Die dynamische Bandbreite der Schwedin war enorm, nur manchen Spitzentönen fehlte es an Rundheit. Dank an eine große Künstlerin und Dank auch an Herrn Wagner für die tolle Musik. (Stefan Ender, 17.4.2018)