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Der Schlagabtausch zwischen US-Präsident Donald Trump und Ex-FBI-Chef James Comey dominiert die Schlagzeilen.

Foto: AP Photo/Evan Vucci, left, and Andrew Harnik

James Comey sitzt mit übereinandergeschlagenen Beinen in seinem Haus in Virginia. So lässig die Pose wirkt, was er sagt, ist eine Abrechnung mit Donald Trump. Ob dieser ungeeignet für das Amt des Präsidenten sei, fragt ihn George Stephanopoulos, der bei ABC News durch die Frühstückssendung Good Morning America führt. Comey überlegt kurz, gibt sich einen Ruck und antwortet: "Ja". Er habe einen Mann von überdurchschnittlicher Intelligenz erlebt, der sehr wohl in der Lage sei, Gesprächen zu folgen. "Ich glaube nicht, dass er medizinisch ungeeignet ist für das Amt des Präsidenten. Ich glaube, er ist moralisch ungeeignet für das Amt des Präsidenten", sagt Comey und zählt eine Liste von Belegen auf.

Wer Überlegenheitsfanatiker und deren Gegner auf eine Stufe stelle, wie Trump es nach einem Aufmarsch in Charlottesville tat, wer Frauen behandle wie ein Stück Fleisch, wer ständig lüge, über große wie kleine Dinge, und darauf bestehe, dass man ihm glaube, dem fehle die moralische Qualifikation. Dennoch wolle er nicht, dass Trump seines Amtes enthoben werde. "Die Leute in diesem Land müssen aufstehen und in die Wahllokale gehen und gemäß ihren Werten abstimmen".

Wie sehr ihn die Entlassung im Mai 2017 noch immer kränkt, merkt man dem Geschassten an. Es ist also nicht ganz falsch, von einem Rachefeldzug zu sprechen. In einem heute, Dienstag erscheinenden Buch, dessen Schlüsselpassagen längst bekannt sind, vergleicht er Trump mit einem Mafia-Boss, der bedingungslose, persönliche Treue verlange.

Ständiger Schlagabtausch

Trump seinerseits beschimpft seinen Widersacher als Schleimbolzen, der als schlechtester FBI-Chef aller Zeiten in die Geschichte eingehen werde. Um in der Schlammschlacht nicht abseits zu stehen, ließ die Parteiführung der Republikaner extra eine Website namens "Lyin‘ Comey" ("Lügender Comey") einrichten.

Nie zuvor hat hat sich ein ehemaliger FBI-Direktor vor laufenden Kameras derart kritisch über einen amtierenden Präsidenten geäußert. "Ich sage nicht, dass Trump rausgeht und Leuten die Beine bricht", präzisiert er seinen Mafia-Vergleich. Doch auch in der aktuellen US-Regierung stehe der dominierende Boss, dem zu dienen sei, im Zentrum von allem.

Wenige Tage vor Trumps Vereidigung, blendet Comey zurück, habe er den Präsidenten über ein Geheimdossier des früheren britischen Spions Christopher Steele ins Bild setzen wollen. Ein Kapitel des Dossiers, bislang nicht bestätigt, ist inzwischen so oft ausgemalt worden, dass es als "Goldene Dusche" ins Kompendium angeblicher Trump’scher Exzesse einging. Demnach sollen Prostituierte in einem Moskauer Hotel auf Trumps Wunsch auf ein Bett uriniert haben, indem bereits Barack Obama schlief. So konkret sei er damals nicht geworden, sagt Comey im Interview, er habe manches nur angedeutet. Ob er glaube, die Russen hätten etwas gegen Trump in der Hand? Bei jedem anderen Präsidenten, den er kenne, hätte er es guten Gewissens verneint, so Comey. In diesem Falle könne er es nicht: "Es ist möglich". (Frank Herrmann aus Washington, 16.4.2018)