Graz – Starkregen auf Rekordniveau hat Montagabend in Graz für beträchtliche Überschwemmungen gesorgt: Im Einkaufszentrum Citypark drangen die Wassermassen im Erdgeschoß von der Straße in die Geschäfte ein, das Wasser stand laut Berufsfeuerwehr Graz bis zu 30 Zentimeter hoch.

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Zahlreiche Keller wurden überflutet, mehrere Insassen von im Wasser steckengebliebenen Fahrzeugen mussten gerettet werden.

Im Citypark drangen die Wassermassen im Erdgeschoß von der Straße in die Geschäfte ein.
APA / Erwin Scheriau

Laut Feuerwehr-Einsatzleiter Heimo Krainz waren vor allem die Bezirke Puntigam, Straßgang, Jakomini und Innere Stadt betroffen. Die Wassermassen drangen sowohl in die Parkgarage im Citypark als auch in das Einkaufszentrum selbst ein.

Aufräumarbeiten im Citypark.
APA / Erwin Scheriau

Auf Videos ist zu sehen, wie Rolltreppen hinunter ins Wasser führten. Laut Krainz kam das Wasser sowohl von der Decke als auch über die Eingangstüren von der Straße hinein. Die Betriebsfeuerwehr des Cityparks wurde von der Berufsfeuerwehr unterstützt.

Zeitgleich mussten zumindest vier in Fahrzeugen eingeschlossene Insassen aus einer Eisenbahnunterführung in der Herrgottwiesgasse befreit werden, da das Wasser zu hoch für ein Weiterkommen stand. Ähnliche Probleme hatten die Straßenbahnen der Linie 5, die ebenfalls durch die Unterführung mussten. Massive Verzögerungen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln war die Folge. Außerdem soll das Wasser in die Straßenbahnen eingedrungen sein.

Keine Verletzten nach Deckeneinsturz

Bis zu 300 Feuerwehrleute waren am Abend im Einsatz. Gegen 21 Uhr wurde auch noch ein Deckeneinsturz in einem Mehrparteienhaus nahe der Mur gemeldet. Verletzte soll es aber ersten Informationen zufolge nicht geben. Ein Hotspots war auch die UCI-Kinowelt in der Annenstraße, wo Wasser durch die Decke eindrang und im Foyer zu Boden tropfte. Am Flughafen Graz-Thalerhof kam es zu Verspätungen. Die Flüge ab Berlin, Zürich, Istanbul und Zürich mussten offenbar sogar nach Wien umgeleitet werden, Düsseldorf und Stuttgart fielen aus.

Wasser im Citypark.
APA / Erwin Scheriau

Feuerwehren teils ganze Nacht im Einsatz

Nach dem Starkregen haben die Feuerwehren in Graz sowie im Umland und in den südlichen Bezirken der Steiermark teils die ganze Nacht die Schäden beseitigt, Keller ausgepumpt und Straßen von Schlamm befreit. In der Landeshauptstadt wurden 180 Alarmierungen gezählt, in Graz-Umgebung immerhin 130. Die Grazer Murpromenade wurde gesperrt.

In Graz-Umgebung, etwa in Fernitz, wurden Wohnanlagen überschwemmt und Stromleitungen beschädigt. Im Bezirk Leibnitz waren rund 100 Feuerwehrkräfte im Einsatz: In Wildon mussten drei Autoinsassen gerettet werden, da der Wurzingbach über die Ufer getreten war. Es habe sich um einen "lebensgefährlichen Einsatz" gehandelt, schilderte Marcel Keutz von der Freiwilligen Feuerwehr Wildon.

Haus in Graz von Einsturz bedroht

In Graz standen rund 70 Kräfte der Berufsfeuerwehr, 40 der Freiwilligen Feuerwehr sowie einige Männer von Betriebsfeuerwehren im Einsatz. Bis Mitternacht wurden viele der Alarmierungen storniert, da sich die Situation wieder entspannt hatte. Vereinzelt mussten die Helfer aber bis in die Morgenstunden pumpen und aufräumen. Am Grieskai drohte ein Mehrparteienhaus einzustürzen, da die Fundamente unterspült wurden. Das Haus wurde evakuiert und ein Statiker hinzugezogen.

Noch in den Nachstunden gingen die Pegel der Grazer Bäche, etwa des Mühlgangs, der in der Herrgottwiesgasse über die Ufer getreten war, in den Normalbereich zurück. Der Pegel der Mur stieg dagegen auf über vier Meter an. Dienstagfrüh wurde daher die Promenade bei der Ostseite der Mur zwischen den Abgängen Roseggerkai (Augartenbrücke) und Kaiser-Franz-Josef-Kai (Gründerzeitabgang) bis auf weiteres gesperrt.

Auch in der Obersteiermark im Raum Knittelfeld regnete es stark: Binnen kürzester Zeit wurde eine Eisenbahnunterführung in Mitten des Stadtgebiets rund einen halben Meter überschwemmt, schildert Einsatzleiter Walter Leitold von der Feuerwehr Knittelfeld. Zudem waren Keller auszupumpen.

Südstrecke mehrere Tage gesperrt

Infolge der starken Regenfälle ging in der Nacht im Bereich zwischen Retznei und Leibnitz auf der Südbahnstrecke eine Mure ab, teilte ÖBB-Sprecher Christoph Posch mit. Die Südbahntrasse wurde verlegt, ein Güterzug entgleiste. Dessen Lok wurde schwer beschädigt, verletzt wurde niemand. Die Strecke wird mehrere Tage gesperrt bleiben.

Auch der Oberbau wurde laut Posch auf 300 bis 400 Meter schwer mitgenommen. Im Nahverkehr wurde ein Schienenersatzverkehr zwischen Spielfeld und Leibnitz eingerichtet. Der Fernverkehr wird ab Graz mit Bussen bis Spielfeld geführt, es sei mit einigen Minuten Verzögerung auf den Strecken zu rechnen. Der Güterverkehr wird großräumig über Villach umgeleitet.

Grazer Rekordniederschlag

Hannes Rieder von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) sprach von einem Grazer Rekordniederschlag für den April innerhalb der rund drei Stunden. Den aufgezeichneten Messungen zufolge hat es das bisher noch nicht gegeben. Der höchste Wert in dem Zeitraum wurde mit 85 Millimeter in Straßgang gemessen, wobei es durchaus möglich sei, dass es in der Innenstadt auch 100 Millimeter waren, doch dort habe man keine Messstation.

Bei der Keplerbrücke lag der Wert immerhin noch bei 68,4 Millimeter, in Andritz bei 64 Millimeter. "Das ist schon beeindruckend viel", so Rieder (APA, red, 17.4.2018)