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Am Mittwoch eröffnet Saudi-Arabiens einziges Kino – es ist die erste Vorführung seit 35 Jahren. Über den Premierenfilm gibt es Gerüchte – offenbar soll es sich aber nicht um den im Hintergrund groß angekündigten "Emoji Movie" handeln.

Foto: Reuters

Riad – Mehr als 35 Jahre lang gab es in Saudi-Arabien kein öffentliches Kino – nun laufen im ultrakonservativen Königreich die Vorbereitungen für die erste Neueröffnung am Mittwoch (18. April) in Riad. Mit einer Gala und einem Hollywood-Blockbuster soll dann das neue Lichtspielhaus der US-Kette AMC in Betrieb gehen.

Wer das historische Event als saudischer Normalbürger sehen möchte, dem wird der Eintritt aber verwehrt: Diese und eine Reihe weiterer Vorführungen im April sind nur für Gäste mit persönlicher Einladung bestimmt, wie AMC mitteilte.

Was in Deutschland seit Jahrzehnten normal ist, stellt in Saudi-Arabien einen Kulturbruch dar: Das Königshaus hatte Kinos Anfang der 1980er-Jahre im Zuge einer konservativeren Politik verboten. Hintergrund ist die extrem konservative saudische Lesart des Islam, die Vergnügungen wie Konzerte oder eben Filme verbietet.

Teil von Liberalisierungsmaßnahmen

Um die Premiere am Mittwoch machten die Veranstalter bis zuletzt ein großes Geheimnis. Welche Gäste eingeladen sind oder welcher Film gezeigt wird, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Gerüchten zufolge soll der erste Kinofilm seit den 1980er-Jahren die Marvel-Sci-Fi-Verfilmung "Black Panther" sein.

Die Entscheidung des Königreichs steht in einer Reihe von Maßnahmen zur Liberalisierung des Landes. So sollen Frauen ab Ende Juni schließlich auch in Saudi-Arabien Autofahren dürfen, es gibt immer mehr Konzerte und Messen. Hinter der Entwicklung steckt der Kronprinz Mohammed bin Salman. Der 32-jährige, der neulich auch die strengen Bekleidungsvorschriften für Frauen in Frage stelle, gilt manchen als ein Hoffnungsträger jener jungen Saudis, die oft von einem Leben nach westlichen Standards träumen.

Kino und Krieg

Doch "MbS", wie der Thronfolger in Saudi-Arabien respektvoll genannt wird, treibt dabei nicht nur Reformen voran, sondern auch die sehr aggressive Außenpolitik der Ölmonarchie. So ist Prinz Mohammed verantwortlich für die verheerende Eskalation des Jemen-Krieges mit mehr als 10.000 Toten.

Das erste Kino Saudi-Arabiens wird dabei nicht das letzte bleiben: Allein AMC plant Dutzende Kinos in den kommenden Jahren. Insgesamt könnten es Hunderte werden, bei denen das Königreich dann auch mitverdienen will. Bisher fuhren Saudis nämlich oft stundenlang in die Nachbarstaaten, um sich Filme anzuschauen. Dieses Geld – mutmaßlich Hunderte Millionen Euro – könnte bald im Königreich bleiben. (APA, 17.4.2018)