Mit dem Pilz Pseudogymnoascus destructans infizierte Fledermausart Myotis myotis in einem Winterquartier in Greifswald. Die europäischen Fledermäuse scheinen mit der Pilzerkrankung besser zurecht zu kommen als ihre nordamerikanischen Verwandten.

Foto: Sébastien J. Puechmaille

Greifswald – Europas Fledermäuse überleben offenbar eine Pilzerkrankung, die unter ihren Verwandten in Nordamerika zu einem Massensterben geführt hat. Deutsche Wissenschafter vermuten, dass sich die europäischen Fledermäuse seit langem an den Pilz angepasst haben und dieser vor nicht allzu lange Zeit aus Europa nach Übersee verschleppt wurde.

In Nordamerika starben in den vergangenen zehn Jahren mehr als sechs Millionen Fledermäuse in ihren Winterquartieren am sogenannten Weißnasen-Syndrom. Auslöser ist ein Pilz. Die Forscher um Sebastien Puechmaille von der Universität Greifswald stellten fest, dass die Sterberate in den Winterquartieren der europäischen Fledermäuse dagegen sehr gering ist und nicht in Zusammenhang mit der Pilzerkrankung steht.

2006 erstmals in Nordamerika aufgetaucht

Im Winter 2006 entdeckten Fledermausforscher in der Howes-Höhle nahe New York erstmals eigentümliche weiße Flecken auf den Nasen von Fledermäusen. In den folgenden Wintern wurden in anderen Fledermausquartieren der Region weitere Fälle gesichtet.

Gleichzeitig fanden die Forscher auf dem Höhlenboden eine hohe Zahl an toten Fledermäusen mit weißen Nasen. Als Todesursache wurde der Pilz Pseudogymnoascus destructans festgestellt. Aufgrund der Symptome nannten die Forscher die Krankheit Weißnasen-Syndrom.

Innerhalb von zehn Jahren breitete sich die tödliche Krankheit über den halben nordamerikanischen Kontinent aus. Millionen Fledermäuse starben, manche Arten sind in einigen Regionen ausgestorben.

Geringe Sterblichkeit in Europa

Auch in einigen Ländern Europas wurden Fledermäuse mit "weißen Nasen" beobachtet, aber die Auswirkungen waren bisher umstritten und kaum untersucht. Zoologen der Universität Greifswald nahmen dies nun näher unter die Lupe genommen.

Mit Hilfe Hunderter Fledermausexperten, die insgesamt 318 Winterquartiere in 30 Ländern untersuchten, fanden sie heraus, dass die Fledermaussterblichkeit in den europäischen Winterquartieren generell gering und nicht auf den Pilzbefall zurückzuführen ist.

Wie die Wissenschafter im Fachjournal "Mammal Review" berichten, dürfte es den Weißnasenpilz schon sehr lange in Europa geben. Die hiesigen Fledermäuse müssen sich demnach im Laufe der Zeit an den Pilz anpassten haben. Anhand der gesammelten Proben und genomischen Daten soll nun erforscht werden, wann und aus welcher Region der Pilz nach Nordamerika verschleppt wurde und wie es dazu kommen konnte. (APA, red, 22.4.2018)