Schiedsrichter Guido Winkmann wird im Abgang Richtung Kabine von der Videoschiedsrichterin kontaktiert.

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Mainz – Dank der kuriosesten Videobeweisentscheidung der Saison und einem eklatanten Torwartfehler hat der FSV Mainz 05 am Montagabend den Nachzüglerkrimi der deutschen Fußball-Bundesliga gegen den SC Freiburg gewonnen. Das Mainzer 2:0 (1:0) im letzten Montagsspiel der Saison bringt zudem den Hamburger SV und den 1. FC Köln ganz nah an den Abgrund zur 2. Liga. Der Rückstand des HSV auf Freiburg, das auf den Relegationsplatz abrutschte, beträgt acht Punkte. Köln ist bei noch vier ausstehenden Spielen sogar neun Zähler zurück. Mainz belegt punktgleich zwischen dem VfL Wolfsburg und Freiburg nun den 15. Platz.

Pablo De Blasis sorgte mit zwei Treffern für die Entscheidung (45.+7/Handelfmeter, 78.), das 1:0 wird allerdings in jedem Saisonrückblick zu sehen sein: Die Freiburger waren schon auf dem Weg zur Halbzeitpause in die Kabine, als Schiedsrichter Guido Winkmann doch noch auf Handelfmeter für die Gastgeber entschied. Videoschiedsrichterin in der Kölner Zentrale war Bibiana Steinhaus.

Entscheidender Punkt: Wo befand sich der Schiedsrichter?

Am Dienstag bestätigte der Deutsche Fußballbund (DFB), dass das Vorgehen in jeder Hinsicht regelkonform sei. Die Video- und Tonaufzeichnung aus dem Kontrollzentrum würden belegen, dass Steinhaus den Kontakt zu Winkmann aufgenommen hatte, "bevor dieser das Spielfeld verließ", sagte DFB-Schiedsrichterchef Lutz Michael Fröhlich.

Zunächst war spekuliert worden, ob es möglicherweise zu einem Regelverstoß gekommen sein könnte, weil Winkmann das Spielfeld schon verlassen hatte. Dann hätte er laut Absatz 5.2. im Regelwerk, der allerdings den Videobeweis noch nicht berücksichtigt, seine Entscheidung nicht revidieren dürfen.

"Ich habe auf Nachfrage auch mitgeteilt, dass die Halbzeitpause das Spiel nur unterbricht und eine spieltechnische Strafe noch möglich ist", sagte Winkmann. "Wäre das nach dem Schlusspfiff passiert, hätten wir gar keine Eingriffsmöglichkeiten mehr gehabt." Er habe, so der Referee, "in der Situation selbst keine Wahrnehmung gehabt, dass ein Handspiel vorgelegen haben könnte." Fröhlich räumte jedoch ein, dass der zeitliche Ablauf "sicher nicht glücklich war."

Er haben den Freiburger Spielern, "von denen noch drei oder vier auf dem Platz waren, schon kommuniziert, dass Sie bitte warten mögen, weil jetzt gleich ein Check kommt". Aber es sei "natürlich auch so, dass, wenn man eventuell von einer Entscheidung betroffen ist, die Leute erst mal weitergehen", sagte Winkelmann.

"Schon skurril"

Die SC-Profis hatten ihrem Ärger aber trotzdem Luft gemacht. "Das kann man am letzten Spieltag machen, den Videobeweis noch einmal ausprobieren, wenn es um die goldene Ananas geht", schimpfte Abwehrspieler Manuel Gulde: "Aber doch nicht in so einem Spiel!"

Kapitän Julian Schuster hinterfragte den Videobeweis in Bausch und Bogen. "Man muss sich überlegen, ob der Schiedsrichter nicht doch einfach wieder mehr Fehler machen darf", sagte der 33-Jährige: "Da haben sich manche Fans schon ihre Grillwurst geholt – und auf einmal steht es 1:0."

Trainer Christian Streich übte sich dagegen in Gleichmut: "Ich lasse diese Dinge jetzt über mich ergehen und über die Mannschaft, thematisiere das nicht und versuche, das zu beeinflussen, was wir beeinflussen können. Sollen sie machen, was sie machen wollen. Deshalb heißt es Schiedsrichter. Die entscheiden das, und wir haben das zu akzeptieren."

Schalkes Sportvorstand Christian Heidel meinte: "Wir hatten gestern (bei der Managertagung, d. Red.) alle das Gefühl, dass wir auf dem richtigen Weg sind – und dann kommt dieses Spiel. Das war neu. Die Frage ist, wie man das hätte verhindern können. Für mich war das Handspiel, der Videoschiedsrichter hat eingegriffen. Das Problem war, dass keiner mehr da war. Das war schon skurril. Gemessen an der Gerechtigkeit war das aber in Ordnung. Jetzt alles in Frage zu stellen, halte ich aber für falsch." (sid, red – 17.4. 2018)