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Foto: REUTERS/British Museum

Berlin – Pferde weisen anders als andere Haustiere ein großes Missverhältnis im Erbgut auf: Auf der einen Seite steht eine enorme genetische Vielfalt in der rein mütterlicherseits vererbten mitochondrialen DNA, auf der anderen eine sehr geringe Variabilität, was das vom Vater kommende Y-Chromosom anbelangt. Offenbar gehen die heutigen Pferde – geschätzt 56 Millionen – auf eine vergleichsweise geringe Auswahl an Hengsten zurück. Dieses Missverhältnis bestand aber nicht immer, berichtet das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin.

Ursache ist laut den Forschern um Saskia Wutke die Pferdezucht – aber nicht wie bisher angenommen ab der Phase der Domestikation selbst. In den ersten Jahrtausenden der Pferdezucht habe es noch eine große Vielfalt unter den Hengsten gegeben. Vor etwa 3.500 Jahren, in der späten Bronzezeit, begann sich die Vielfalt dann zu verknappen. In der Eisenzeit verstärkte sich der Trend noch, ganze Hengstlinien starben aus. Den Höhepunkt soll der Trend während der Römerzeit erreicht haben, da die Römer Hengste statt Stuten in den Mittelpunkt der Zuchtauswahl stellten.

All das schließen die Forscher aus Erbgut-Analysen der Überreste von insgesamt 96 Hengsten aus prähistorischer Zeit, Antike und Mittelalter sowie aus weiterführenden Untersuchungen. Das Ergebnis der Zuchtauswahl sei die heutige Situation, in der sich fast alle heute lebenden Hengste auf einen "Urhengst" zurückverfolgen lassen, der vor etwa 3.000 Jahren lebte. Immerhin: Laut IZW-Forscher Arne Ludwig muss die genetische Verarmung allein beim Y-Chromosom nicht nachteilig für die Population sein. (red, 19. 4. 2018)