Richard van der Laken nutzt Design für soziale Veränderung.

Foto: Bas de Graaf

Wien – Design kann mehr, als nur teures Accessoire oder exklusive Spielerei zu sein. Für Richard van der Laken ist Design ein Werkzeug für soziale Veränderung. Die Gestaltung von Aufnahmezentren für Flüchtlinge, Aufklärungskampagnen gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern oder Ideen gegen den Klimawandel – "Design ist immer politisch", sagt der Niederländer, der sich in seiner Arbeit unter anderem mit diesen Themen beschäftigt. Am dritten Mai ist er einer der Redner bei den Erdgesprächen im Wiener Museumsquartier.

Man sollte die "Macht der Verführung", die Design entfalten kann, nicht unterschätzen, sagt van der Laken dem STANDARD: "Wenn jeder nur darüber redet, wie schlecht alles ist, wird sich nichts zum Besseren verändern."

Um kreative Köpfe zu vernetzen, gründete der Grafikdesigner 2011 die Konferenz What Design Can Do, in deren Rahmen der Einfluss von Design auf die Gesellschaft untersucht werden soll. Daraus entwickelte sich eine Bewegung, die in Amsterdam, São Paulo, Nepal und Mexiko-Stadt aktiv ist. In diesem Jahr fokussiert die Konferenz auf Klimawandel und soziale Gerechtigkeit.

In diesem Rahmen findet auch jährlich eine Challenge statt: Zu einem Thema entwickeln junge Studierende bis hin zu etablierten Künstlern Lösungsvorschläge. Der aktuelle Wettbewerb stand im Zeichen des Klimawandels. Am 24. Mai werden die Gewinner bei der Konferenz in Amsterdam Prototypen und Geschäftspläne präsentieren.

Drohnen, Wind und Wasser

Zu den Prämierten zählt zum Beispiel das Projekt Dronecoria: Drohnen verteilen Samenkugeln, versehen mit Mikroorganismen. Dadurch können große Flächen mit niedrigen Kosten wiederaufgeforstet werden. Seit 2013 feilen ein Drohneningenieur, ein Naturschützer und ein Architekt an dem Konzept.

Als anderes Beispiel nennt van der Laken Free Wind. Die globale Erderwärmung wird in naher Zukunft in vielen Ländern der Welt zu längeren Hitzeperioden führen. Kühlung wird dabei lebenswichtig: Allein 2015 starben 2000 Menschen in Indien und 1000 in Pakistan bei Hitzewellen. Besonders sozial schwache Menschen, die sich schlicht keine Erleichterung leisten können, sind gefährdet. Free Wind nutzt kostengünstig die Kompression von Luft, um wiederum Luft mit einer niedrigeren Temperatur zu erzeugen. Das kompakte Gerät kann in Fenstern oder Rauchfängen installiert werden und ist noch dazu 100 Prozent biologisch abbaubar.

Twenty no water nutzt ein bekanntes Prinzip auf neue Weise. Haushaltsprodukten wird Wasser entzogen, um unnötiges Transportgewicht und CO2-Emissionen einzusparen. Cremes oder Reinigungsmittel enthalten oft mehr als 80 Prozent Wasser. Irgendwann habe es den Wechsel von Seifeflocken zu Flüssigwaschmitteln gegeben, sagen die Projektentwickler. In den vergangenen 40 Jahren habe "uns die Industrie an den Inhalt flüssiger Produkte glauben lassen". Menschen würden sich "schnell machtlos" fühlen. "Aber wenn Lösungen sichtbar und spürbar werden, zeigt das, dass wir alle etwas beitragen können", so van der Laken. (july, 20.4.2018)