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Miguel Díaz-Canel ist Raúl Castros Nachfolger als Staatspräsident.

Foto: Reuters

Havanna/Wien – Er ist ein Kind der kubanischen Revolution: Als Miguel Mario Díaz-Canel Bermúdez am 20. April 1960 geboren wurde, war der Sturz des Diktators Fulgencio Batista gerade etwas über ein Jahr her. Zu seinem ersten Geburtstag ein Jahr später feierte die Karibikinsel den Sieg über die Invasoren in der Schweinebucht. Einen Tag vor seinem 58. Geburtstag übernimmt Díaz-Canel nun von Raúl Castro das Präsidentenamt – und damit die Fortführung der Revolution Fidels.

Damit wird zwar ein Generations-, nicht jedoch zwingend ein Kurswechsel vollzogen: Díaz-Canel ist ein Funktionär mit einer geradlinigen Parteikarriere und gilt als strikter Anhänger einer marxistisch-leninistischen Doktrin. Dennoch unterstützte er in seiner Heimatprovinz Villa Clara als örtlicher Chef der Kommunistischen Partei ein liberales Kulturleben und sogar Homosexuelle. Er trug T-Shirts und lange Haare, benutzte lieber das Fahrrad als den Dienstwagen und sei Fan der Rolling Stones und der Beatles, so lautet die Erzählung. Nach dem Studium der Elektrotechnik machte er zunächst als Funker Karriere beim Militär, wo er den Rang eines Oberstleutnants erreichte. Trotzdem zeigt er sich lieber im weißen Hemd als in olivgrüner Uniform wie seine Amtsvorgänger.

Austausch in schwieriger Zeit

In der hauptsächlich von Revolutionsveteranen geprägten Staatsführung stieg er kontinuierlich auf. Mit nur 43 Jahren wurde er das bis dahin jüngste Mitglied des Politbüros, mit 49 Minister für höhere Bildung. 2012 wurde er Vizepräsident des Ministerrats, 2013 ernannte Raúl Castro ihn schließlich zum Ersten Vizepräsidenten des Staatsrats und machte ihn damit zu seinem Kronprinzen.

Der Amtswechsel fällt in eine für Kuba wirtschaftlich schwierige Zeit. Der Partner Venezuela ist selbst in einer Krise. Und nach der zaghaften Annäherung an die USA unter der Präsidentschaft Barack Obamas herrscht wieder eine Politik des Misstrauens zwischen den Nachbarn vor.

Die Ära ist nicht ganz vorbei

Auch wenn Díaz-Canel nun der Regierung vorsteht, ganz an der Spitze ist die Nachwuchshoffnung der Revolution trotzdem noch nicht angekommen. Als Erster Sekretär der Kommunistischen Partei wird Raúl Castro (86) weiterhin das höchste Amt innehaben – Anzeichen, dass er sich auch in dieser Funktion in den Ruhestand verabschieden könnte, gibt es nicht.

Díaz-Canel ist in zweiter Ehe mit der Universitätsprofessorin Lis Cuesta Peraza verheiratet, aus erster Ehe hat er zwei Kinder. (Michael Vosatka, 19.4.2018)