Amazon-Mitarbeiter sollen massiv unter Druck gesetzt worden sein.

Foto: Lucas/Jackson

Ein neues Buch sorgt abermals für heftige Diskussionen über die Arbeitsbedingungen bei Amazon. Der Journalist James Bloodworth hat dafür vor zwei Jahren rund einen Monat als sogenannter "Picker" in einem Amazon-Lagerhaus verbracht. Seine Aufgabe war es, die einzelnen Produkte einer Kundenbestellung zusammenzustellen. Laut Bloodworth fühlte sich die Arbeit im Lagerhaus "wie in einem Gefängnis" an.

Strafpunkte für verfehlte Ziele

So erhielten Mitarbeiter bei einer Zehnstundenschicht rund fünfzehn Minuten Mittagspause. Sie müssten bestimmte Ziele erreichen, andernfalls drohen Strafpunkte. Das führe dazu, dass sich manche Mitarbeiter nicht trauen, auf die Toilette zu gehen, sondern "in Flaschen pinkeln", so Bloodworth. Auch Krankenstände würden bestraft werden, behauptet der Journalist. So erhielt er einen Strafpunkt dafür, sich rechtzeitig krankgemeldet zu haben. Nach sechs gesammelten Strafpunkten drohe eine Kündigung.

Amazon dementiert Vorwürfe

Amazon bestreitet die Vorwürfe allesamt. Der Konzern betont, dass Mitarbeiter natürlich auf die Toilette gehen könnten und dass es "kein Punktesystem für krankheitsbedingte Abwesenheiten" mehr gebe. Seit Bloodworths Arbeitseinsatz bei Amazon habe der Konzern das geändert. Amazon weist außerdem darauf hin, dass Mitarbeiter etwa eine Lebensversicherung oder Förderungen für Fortbildungen erhielten.

Kein Einzelfall

Allerdings ist Bloodworth bei weitem nicht der Einzige, der über drastische Arbeitsbedingungen bei Amazon berichtet. Die "Times" enthüllte bereits 2016, dass es Strafpunkte für Krankheitstage gebe; der "Guardian" recherchierte 2015 zu Arbeitsbedingungen bei einem Amazon-Partner. Neben Amazon hat sich Bloodworth auch Uber und Pflegeberufe angesehen. (red, 19.4.2018)