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Der Anwalt, der selbst einen Anwalt braucht: Gegen Michael Cohen wird ermittelt.
Foto: Yana Paskova/Getty Images/AFP

Er galt als loyalster Mann Trumps: "Ich bin der Typ, der eine Kugel für den Präsidenten abfangen würde", sagte Michael Cohen noch vergangenen Sommer dem Magazin "Vanity Fair". Der langjährige Anwalt von US-Präsident Trump war einer seiner ersten Unterstützer als Kandidat. Er galt als "Fixer", als jemand, der Probleme für den Immobilientycoon und späteren Präsidenten diskret aus dem Weg schafft. Doch nun könnte ausgerechnet er zur juristisch größten Bedrohung für Trump werden.

Denn vergangene Woche durchsuchten FBI-Ermittler Cohens Büro, sein Apartment und ein Hotelzimmer in New York, das er benutzte. Noch liegt keine Anklage vor, aber die Ermittlungen wegen Bank- und Überweisungsbetrugs dürften sich unter anderem um Cohens Geschäfte und fragwürdige Zahlungen an einen Pornostar drehen.

Hausdurchsuchung

Ihren Anfang nahm die Ermittlung gegen Cohen allerdings in der Mueller-Untersuchung, im Zuge derer die Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf überprüft werden soll. Sonderermittler Robert Mueller stieß dabei offenbar auf fragwürdige Vorgänge, die allerdings nicht direkt im Zusammenhang mit der Russland-Causa standen. Deshalb gab er die Ermittlungen über Cohen an die Bundesstaatsanwaltschaft New York ab, welche die Hausdurchsuchung durchführte.

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Ihren Anfang nahm die Ermittlung gegen Cohen in der Russland-Untersuchung von Robert Mueller.
Foto: AP Photo/J. Scott Applewhite, File

Noch wurde Cohen nicht angeklagt, aber Freunde und Verbündete von Präsident Trump warnen bereits, dass der bisher so loyale Anwalt bei der Aussicht auf eine jahrzehntelange Haftstrafe mit den Ermittlern zusammenarbeiten könnte und so Trump in ernste juristische Schwierigkeiten manövrieren könnte.

"Ein Kanarienvogel, der singt"

"Das werden sie ihm androhen: lebenslange Inhaftierung", meinte der Strafverteidiger Alan Dershowitz vergangene Woche. "Sie werden ihm mit einer langen Haftstrafe drohen und so versuchen, ihn in einen Kanarienvogel zu verwandeln, der singt."

Anwalt Jay Goldberg, der selbst Trump in der Vergangenheit vertrat, sagte dem "Wall Street Journal", dass er mit Trump bereits über den Fall Cohen gesprochen habe. Demnach habe er, Goldberg, den Präsidenten davor gewarnt, Cohen zu vertrauen, sollte dieser angeklagt werden. Goldberg sagte dem Präsidenten, dass auf einer Loyalitätsskala von 1 bis 100 Cohen "nicht einmal eine 1 sei".

Ausweg Begnadigung

Es wär nicht das erste Mal, dass sich enge Vertraute von Trump abwenden, um einer hohen Haftstrafe zu entgehen: Bereits Trumps ehemaliger Sicherheitsberater Michael Flynn, Wahlkampfberater Rick Gates und George Papadopulos kooperieren mit den Behörden in der Russland-Ermittlung, um allzu hohen Haftstrafen zu entgehen. All diese Vertrauten und Mitarbeiter hatten aber nicht so lange und so eng mit Trump zusammengearbeitet wie Cohen. Wohl nicht zuletzt deswegen schickte Trump in den vergangenen Tagen bisweilen erratische Tweets hinsichtlich der Causa Cohen ab. Der Präsident, berichtet das Onlineportal "Politico", sei hoch nervös.

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Einst enger Vertrauter, nun Kronzeuge in der Mueller-Ermittlung: der ehemalige Sicherheitsberater Michael Flynn mit Donald Trump im US-Wahlkampf.
Foto: AP Photo/John Locher, File

Allerdings hält Trump noch ein Ass im Ärmel: Denn der US-Präsident kann in seiner Amtszeit uneingeschränkt Personen für Bundesvergehen begnadigen. So geschehen vergangene Woche, als Trump den ehemaligen Mitarbeiter von Vizepräsident Dick Cheney, Lewis "Scooter" Libby, begnadigte. Damit schickte der Präsident ein Signal aus – auch wenn Vertraute Trumps betonten, dass es nicht seine Intention war. (red, 19.4.2018)