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Die AfD hat den Berliner "Musikclub" Berghain ins Visier genommen.

Foto: AP/Joerg Carstensen

Dass die AfD unbeirrt für die Belange des kleinen Mannes eintritt, sei ihr gedankt. Denn die Dinge liegen in deutschen Landen im Argen, siehe Mainstreammedien, Meinungskorridor oder Flüchtlingswelle. Neu ins Visier genommen hat die AfD jetzt den Berliner "Musikclub" Berghain. Dieser rühmt sich, der beste Club der Welt zu sein. Das Berghain müsse geschlossen werden, forderte die parteilose Sibylle Schmidt, die für die Rechtspartei im Bezirksparlament Friedrichshain-Kreuzberg sitzt. Das könnte man für folgerichtig halten, mit der so gern beschworenen deutschen Leitkultur hat der weltberüchtigte Club nämlich wenig am Hut. Statt Sauberkeit und Ordnung gibt es dort harte Drogen und viel Sex.

Zur Beruhigung der "Rumms- und Bumsbude" hatte Schmidt Vorschläge parat: Geöffnet sein solle der Club nur noch zwischen 22 und sechs Uhr – "um einen drogenfreien Besuch unter Berücksichtigung eines natürlichen Biorhythmus zu ermöglichen". Die Afterhour wäre Geschichte gewesen. Auch die Darkrooms wollte die Politikerin schließen: Mehr Personal und Lampen sollten "sexuelle Handlungen" unterbinden.

Keine Freude hatte Schmidt auch mit der Musikauswahl. Die Betreiber sollten sich ein Beispiel an Clubs in Manchester oder Rio nehmen, empfahl sie. Das besorgte Beamtendeutsch kam ihr schließlich abhanden, als es an die berühmten Berghain-Türsteher ging. Diese seien "unintelligente, unansehnliche Wichtigtuer", die zahlungswillige Kunden "selektieren" würden. Der Aufschrei war groß, als die AfD-Pläne auf Twitter ruchbar wurden. Zu groß. Nicht einmal 24 Stunden später zog man sie wieder zurück. Die AfD sei keine Verbotspartei, ließ man verlauten. Wer‘s glaubt. Da hat sich der Twitter-Mainstream gegen die selbsterklärten Sittenwächter durchgesetzt. (Michael Wurmitzer, 19.4.2018)