Song-Contest-Gewinnerin Conchita Wurst wird auf unzensuriert.at heftig attackiert

Foto: APA/Punz

Song-Contest-Gewinnerin Conchita Wurst hat die Öffentlichkeit diese Woche über ihre HIV-Infektion informiert, um laut eigenen Angaben einem Erpresser zuvorzukommen. Im Netz hat das für Solidaritätsbekundungen, aber auch für Hass und Häme gesorgt. Besonders menschenfeindliche Postings finden sich abermals auf der FPÖ-nahen Plattform unzensuriert.at.

"Zu 99 Prozent selbstverschuldet"

Die Seite, für die laut Vereinsregister nach wie vor zwei FPÖ-Funktionäre verantwortlich sind, schrieb selbst einen Kommentar über das angeblich "selbstverschuldete Risiko Aids". Darin wird etwa gefragt, ob bei der Aids-Hilfe Österreich "alle Mitarbeiter auch Aids" haben. Außerdem beklagt sich der anonyme "Unzensuriert"-Autor über den "enormen Berg an Kosten", den die "zu 99 % selbst verschuldete Krankheit" für die Allgemeinheit verursachen soll.

Gewaltverherrlichende Postings

In den Nutzerkommentaren finden sich dazu gewaltverherrlichende Postings. Ein User schreibt, er habe sich "bereits solidarisiert: Ich freue mich immer höllisch mit, wenn so ein armer, bedauernswerter und kranker Perversling krepiert." In anderen Beiträgen ist die Rede von "hirnkranken Gehirnkrüppeln" oder der "Schwulenpest". User verbreiten außerdem Theorien, dass Aids durch afrikanische Zuwanderer eingeschleppt wird: "Dafür sorgen schon 'Bimbo & Co' und die, die auf deren 'Meterware' stehen." Ein Nutzer behauptet, dass HIV kein Virus sei, sondern entsteht, indem beim Analverkehr Kot "in den Mastdarm" geschoben wird.

Aktives Scannen nicht nötig

Die Postings werden hier als Zitate wiedergegeben, um zu illustrieren, dass sie auch für Laien als Hasspostings erkennbar sind. Das ist rechtlich bedeutsam: Denn erlangt ein Seitenbetreiber über derartige Beiträge seiner User Kenntnis, muss er sie rasch löschen. DER STANDARD hat am Donnerstagnachmittag bei unzensuriert.at zu dessen Forenmoderation nachgefragt, aber keine Antwort erhalten.

Die Kommentare sind nach wie vor online; insgesamt gibt es zu dem Beitrag auf unzensuriert.at rund dreißig Postings. Der Moderationsaufwand ist also überschaubar. Eine Pflicht zum aktiven Scannen ist für Seitenbetreiber nicht nötig, erklärt die Medienanwältin Maria Windhager, die unter anderem den STANDARD berät.

FPÖ-nah

Unzensuriert.at, das einst vom FPÖ-Abgeordneten Martin Graf gegründet wurde, gerät immer wieder mit seinen eigenen Inhalten oder Postings seiner User in die Schlagzeilen. So schrieb 2013 ein User auf unzensuriert.at über das "Breivikisieren" von "Parlamentswanzen" und "Redaktionshetzern".

Für Aufsehen sorgte der Wechsel von Alexander Höferl ins Innenministerium. Er war früher als Chefredakteur von unzensuriert.at tätig, jetzt ist er im Kabinett von Minister Herbert Kickl (FPÖ) für den Bereich Kommunikation verantwortlich. (red, 20.4.2018)