Straßentauben sorgen für Verunreinigungen, Schäden an der Fassade, und sie können auch Krankheiten verursachen. Das Geschäft mit Abwehrsystemen floriert daher, aber nicht alle halten, was sie versprechen.

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Jahrelang fütterte eine Wiener Mieterin zweimal täglich die Tauben im Innenhof ihres Wohnhauses – und hörte damit auch dann nicht auf, als sie ihre Vermieterin dazu ein zweites Mal schriftlich aufforderte. Daraufhin kündigte diese ihr den Mietvertrag. Dagegen wehrte sich die Mieterin erfolglos vor den Instanzen. Der Fall landete beim OGH, der das Urteil jüngst bestätigte.

Ein Entscheid, der für Experten nicht überraschend kam. "Das Taubenfüttern ist in vielen Häusern ein Problem", sagt Elke Hanel-Torsch von der Wiener Mietervereinigung. Denn Tauben verursachen Verunreinigungen, Schäden an der Fassade und können Krankheiten übertragen. Immer wieder würden sich Mieter über Nachbarn beschweren, die die Tiere füttern. "Besonders schlimm wird es, wenn die Tauben auch in Wohnungen und Stiegenhäuser gelockt werden", sagt die Mieterschützerin.

Kündigungen möglich

Mitunter würden deswegen auch Kündigungen ausgesprochen. Meist würde das Füttern aber schon nach der ersten Mahnung unterlassen, sagt Hanel-Torsch. Manchmal seien aber auch "gewisse psychische Komponenten" bei den extrem tierliebenden Bewohnern gegeben.

Wer ein Taubenproblem hat, wendet sich beispielsweise an Markus Karner. Er ist beim Schädlingsbekämpfungsunternehmen Anticimex für die Taubenabwehr zuständig. Bei der Taubenabwehr gehe es darum, die Tauben zu vergrämen, betont er, und nicht darum, ihnen Schaden zuzufügen. Das verbietet der Tierschutz. "Taubenabwehr ist Gebäudeschutz", stellt Karner klar.

Er wird sowohl in Wohnhäuser als auch zu Unternehmen gerufen, die sich über Verschmutzungen durch die Vögel beschweren. Um die Tiere fernzuhalten, gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Sogenannte Taubenspitzen zum Beispiel, also Stacheln, die Tauben davon abhalten, sich auf einem Fensterbrett niederzulassen; oder Spanndrahtsysteme, die die Landung der Tauben verhindern. Auch ein Stromschienensystem ist möglich, das ähnlich wie ein Weidezaun arbeitet und die Tiere verschreckt. "Das ist vom Tierschutz abgesegnet", so Karner. In Lichtschächten oder auf Balkonen werden auch Taubenabwehrnetze installiert. Auch Hightech in Form einer Vogelabwehranlage auf Ultraschallbasis gibt es.

Tierschützerische Abwehr

Der Schweizer Biologe und Taubenexperte Daniel Haag-Wackernagel hat die gängigen Abwehrsysteme mit seiner Forschungsgruppe getestet – auf ihre Wirkung, aber auch auf die Erfüllung der Erfordernisse des Tierschutzes. "Tauben lassen sich wirksam und tierschützerisch unbedenklich von Gebäuden fernhalten", fasst er zusammen.

Allerdings seien die Abwehrsysteme auch ein gutes Geschäft, manche Systeme seien völlig unwirksam – etwa solche mit Schalldruck, weil ihn die Tauben nicht wahrnehmen können.

Weitere Erkenntnisse: Geschliffene Metallspikes sind aufgrund ihrer Verletzungsgefahr nicht tierschutzgerecht, stumpfe Metall- oder Kunststoffspikes hingegen schon. Elektroschocksystemen wurde zwar eine gute Abwehrwirkung attestiert, sie sind aber bei zu hoher Leistung problematisch. Abwehrgele, mit deren Geruch Tauben ferngehalten werden sollen, haben nur eine "schwache bis fehlende Abwehrwirkung".

Tauben im Anflug

Welche Variante am effektivsten ist, ist laut Abwehrexperte Karner sehr gebäudespezifisch, daher sind auch die Kosten dafür individuell. Der Meter Taubenspitze ist schon um zehn Euro zu haben. Wenn ein Bewohner die Tauben aber in großer Zahl anlockt, bringt das nur wenig. "Ich kriege bei Einsätzen oft Streitereien mit", sagt Karner, etwa wenn durch das Füttern ein Schwarm von 200 Tauben angelockt wird.

Mitunter sind die Situationen skurril. "In Linz hat uns einmal eine Bewohnerin ihren von Tauben verdreckten Balkon gezeigt. Wir haben ihn gereinigt und mit Taubennetzen versehen", so Karner. "Dann hat sich die Dame kurz entschuldigt. Sie ging in den Hof hinunter – um dort die Tauben zu füttern." (Franziska Zoidl, 23.4.2018)