Split – Zuallererst ist festzustellen: Ganz gegen den allgemeinen Trend hat man auch wieder praktische Funktionen in der Karosseriegestaltung berücksichtigt, nämlich die Rundumsicht verbessert statt verschlechtert und den Kofferraumausschnitt vergrößert statt verkleinert. Das Heck ist hübscher und zugleich praktischer geworden. Der Wagen steht breitbeinig da, und obwohl sich die Karosserie zum Dach hin scheinbar verjüngt, stört das nicht die Kopffreiheit über den Rücksitzen.
Weit einschneidender für die Neuausrichtung von Mercedes im Rahmen der Verjüngung der Marke ist ein großer Schritt beim Fahrwerk. VW hat ihn beim Golf schon vor vielen Jahren vollzogen, Mercedes erlaubt sich jetzt auch den Tabubruch: Die neue A-Klasse bekommt eine Verbundlenkerachse hinten. Sie ist leichter und billiger. Es wird aber weiterhin Modelle mit unabhängiger Mehrlenkereinzelradaufhängung auch hinten geben. Die Allradvarianten setzen das voraus, und auch die stärker motorisierten Versionen benötigen mehr Technik für eine gute Fahrwerksabstimmung.
Wie schon bisher bedient sich Mercedes bei der A-Klasse einiger Motoren von Renault, wobei diese natürlich gewissenhaft an die Erfordernisse in der A-Klasse angepasst werden, allein schon der strengen Abgasvorschriften wegen. Die neuen Motoren sind bereits auf Euro-6d-Temp homologiert und nach allen Regeln der Technik gefiltert und gereinigt, die Benziner mit eigenem Partikelfilter, der Diesel mit SCR-Katalysator. Dabei stellt der 180 d mit 116 PS und Doppelkupplungsautomatik (DCT) einen plausiblen Einstieg dar, die Benziner sind mit 163 oder 224 PS schon relativ stark motorisiert. Schwächere Modelle ab 109 PS folgen im Oktober.
Mercedes hat es bereits geschafft, sich kräftig zu verjüngen, und man versucht dabei, auch die Älteren in die neue Welt mitzunehmen. Das könnte eine Erklärung für die außergewöhnliche Üppigkeit an möglichen Funktionen sein, mit Mehrfachbelegungen am Lenkrad, am Touchscreen und am Touchpad an der Mittelkonsole.
Viele neue Features werden nicht mehr erst in der S-Klasse eingeführt, um danach langsam nach unten zu tröpfeln, sondern kommen sofort in die A-Klasse, naturgemäß aber nur gegen extra Bezahlung. Das reicht bis hin zu Funktionen des teilautonomen Fahrens.
Im Wettlauf um das beste Smartphone auf Rädern hat man sich also nichts geschenkt und nichts erspart, und man schenkt auch der Kundschaft nichts. Die Preisliste beginnt zunächst deutlich über 30.000 Euro, und dafür bekommen Sie erst einmal ein Auto, das Sie mit seinen Inhalten bestimmt nicht überfordern wird. (Rudolf Skarics, 23.4.2018)