Der 356er begründete den Erfolg der Sportwagenschmiede Porsche.

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Ferdinand Porsche (1875-1951), Namensgeber, Patriarch und Technikgenie

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Ferry Porsche (rechts) mit Fritz Huschke von Hanstein beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1953

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Ferrys Sohn "Butzi" auf dem von ihm entworfenen "Urelfer", dem 911er.

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Der 8. Juni 1948 war wohl das wichtigste Datum in der Geschichte des Hauses Porsche. Der Roadster 356/1 erhielt die österreichische Betriebsgenehmigung, das Kärntner Kennzeichen für Gmünd – K 75.286 – schmückt noch immer dieses Unikat im Porsche-Museum in Zuffenhausen. Obwohl der VW-Vierzylinder mit 1131 cm³ Hubraum nur 35 PS entwickelte, reichte das Leergewicht von 585 kg zu 135 km/h Spitze. Wie bei den Silberpfeilen von Auto Union, die im August 1939 auf dem Großglockner ihren letzten Auftritt zelebriert hatten, war der Motor vor der Hinterachse platziert. "Porsche is back" hätte vielleicht Arnie Schwarzenegger gesagt, Österreich kann aber darauf stolz sein, dass ausgerechnet im leicht verschlafenen Kärntner Ort Gmünd die unglaubliche Geschichte des Familiennamens Porsche von handgeschnitzten Sportwagen in der ersten Nachkriegszeit zu einer Weltmarke mit 23 Milliarden Euro Umsatz heutzutage führte.

Die Italiener

Das Kriegsende hatte die "Porsche Konstruktionen GmbH." ins sichere Kärnten verschlagen, deren Kommando führte bereits Ferry, Sohn des großen Ferdinand Porsche, der die Marke später zum globalen Sportwagentraum führte. In der ersten Zeit nach 1945 mühte sich der kleine Betrieb mit landwirtschaftlichen Geräten über die Runden, bis Piero Dusio, ein finanzkräftiger Turiner Geschäftsmann im Gefolge von Rennlegende Tazio Nuvolari den Auftrag für einen Formelrennwagen erteilte. Der Cisitalia-Gran-Prix-Wagen entstand, mit 1,5-Liter-12-Zylinder-Boxer, 385 PS stark, samt synchronisiertem transaxialem Fünf-Gang-Getriebe – aber er fuhr nie einen Meter, trotz Österreich-Hilfe von Carlo Abarth und Rudi Hruschka, später Alfa Romeo.

Kein Nachteil ohne Vorteil, Dusio baute Sportwagen auf Fiat-Basis, die Porsche-Techniker übernahmen dieses Konzept, der bestens vertraute Käfer wurde zum idealen Partner. Ideen, Zeichentische, Wissen waren in Gmünd ohne Ende vorhanden, nur Geld zur Finanzierung der Rohmaterialien fehlte. Der reiche Schweizer Geschäftsmann Ruprecht von Senger bestellte 1947 eine viersitzige sportliche Limousine. Daraus wurde zwar nichts, aber er ermöglichte durch sein finanzielles Engagement den Start einer Sportwagenproduktion. Bis Ende 1950 entstanden in Kärnten 44 Coupés und sechs Cabrios, alle in mühsamer Handarbeit, dann übersiedelte die Firma Porsche wieder nach Stuttgart, nachdem die weitsichtige heimische Industriepolitik die Bereitschaft, in Österreich zu bleiben, ignorierte.

Intrigenspiele

Ferdinand Porsche war in jenen Jahren durch Intrigen der französischen Automobilproduzenten Renault und Peugeot, beide stramme Lieferanten der deutschen Wehrmacht, in die Nähe von Kriegsverbrechen gebracht worden. Das Ergebnis: monatelange Haft in üblen Gefängnissen. Das Unternehmen lenkte bereits Sohn Ferry Porsche, der Patron starb 1951, überzeugt, dass der richtige Weg gegangen werde.

Die Modellreihe 356 wurde zum großen Erfolg, aber ohne Renneinsatz fehlt das gewisse Etwas. Die drei "Hausaristokraten" Richard von Frankenberg, Fürst Alfons Metternich und Fritz Huschke von Hanstein überzeugten damals nicht nur den europäischen Hochadel, Porsche zu fahren, sondern führten auch als exzellente Fahrer das Programm auf allen Rennstrecken erfolgreich vor. Der Werbeguru in USA war und ist noch immer James Dean, 24-jährig in einem Porsche 550 Spider gestorben.

Der 911er

Der Geniestreich von Ferrys Sohn "Butzi" hieß Modell 911, vorgestellt 1963 mit luftgekühltem 2,0-Liter-6-Zylinder-Boxer mit 130 PS. Das Geniale an dieser Entwicklung ist die Tatsache, dass die 911er-Serie heute praktisch noch immer optisch gleich aussieht, ohne veraltet zu wirken; voriges Jahr wurde der millionste 911er verkauft.

Porsche wurde zu einer festen Größe in der Autowelt, fast könnte man von einem Suchtobjekt sprechen. Neun von zehn Kindern entwerfen bei der Aufgabe, einen Sportwagen zu zeichnen, die Silhouette des 911er. Der Markenname fand Eingang in den schrägen Witz "Was sind zwei Blondinen in einem Porsche ...", umgangssprachlich erwähnt man den Namen Porsche, wenn es gilt, positive Fahreigenschaften eines Wagens zu beschreiben. Und für Österreichs Rennfahrerelite wie Jochen Rindt, Niki Lauda, Helmut Marko, Rudi Lins, Gotfrid Köchert, Ernst Vogel, Peter Peter oder Günther Huber bedeuteten Porsche-Rennsportwagen die Grundlage für den internationalen Durchbruch.

Finanzielle Schwierigkeiten

In 70 Jahren Firmengeschichte gab es natürlich auch bei Porsche schwere finanzielle Zeiten, aber auch wagemutige Abenteuer, als Ferdinand Piëch 25 sündteure Sportwagen 917 mit unerprobter Motorenkonstellation (4,6-Liter-Zwölfzylinder, dank Aerodynamik über 300 km/h schnell) 1969 homologieren ließ, wo nach seiner Meinung damals nur zwei bis drei Piloten – wie Pedro Rodriguez oder Jo Siffert – das Fahrzeug wirklich beherrschen könnten. Irrtum, Helmut Marko gewann damit 1971 Le Mans.

Heute ist Porsche weltweit aufgestellt, 30.000 Mitarbeiter ermöglichen 4,14 Mrd. Euro Gewinn, zu den Sportwagen 911, 718 Cayman und Boxster gesellen sich die Umsatzbringer Cayenne, Macan und Panamera, bald erwartet man auch Zuwachs durch die Elektrolimousine Mission E. Gefeiert wird der 70-jährige Unruhestand sportlich beim Goodwood Festival of Speed, in Laguna Seca Kalifornien, bei der japanischen Mille Miglia (!) sowie bei China-Rallyes. (Peter Urbanek, 5.5.2018)