Rom – Ein Schwurgericht in Palermo hat am Freitag bekannte Politiker und prominente Polizeichefs wegen eines mutmaßlichen Pakts zwischen dem Staat und der Cosa Nostra in den 90er-Jahren zu Haftstrafen zwischen acht und 28 Jahren verurteilt. Vor Gericht stand auch der Exsenator Marcello Dell'Utri, ein langjähriger Vertrauter von Expremier Silvio Berlusconi, der zu zwölf Jahren Haft verurteilt wurde.

Die höchste Strafe wurde gegen den bekannten Mafia-Boss Leoluca Bagarella verhängt. Der prominente Carabinieri-Hauptmann Giuseppe Donno wurde zu acht Jahren Haft verurteilt. Der ehemalige Innenminister und früherer Senatspräsident Nicola Mancino, der wegen Falschaussage angeklagt war, wurde freigesprochen.

Tod von Anti-Mafia-Jägern ein Thema

Zu acht Jahren Haft wurde auch Massimo Ciancimino, Sohn des langjährigen Bürgermeisters von Palermo, Vito Ciancimino, verurteilt. Massimo Ciancimino, der wegen Geldwäsche bereits zu drei Jahren Haft verurteilt worden war, ist ein Schlüsselzeuge in mehreren Mafia-Untersuchungen. Als ausschlaggebend gelten seine Aussagen über mögliche Verstrickungen zwischen der Cosa Nostra und dem Staat in den 90er-Jahren.

Laut Massimo Ciancimino stellte die Cosa Nostra Anfang der 1990er-Jahre eine Reihe von Forderungen an den Staat, unter anderem die Abschaffung der für Mafiosi erschwerten Haftbedingungen. Dafür wollte die Mafia keine weiteren Anschläge wie jene verüben, die 1992 zum Tod der Anti-Mafia-Jäger Giovanni Falcone und Paolo Borsellino geführt hatten.

Im Prozess war auch die langjährige Nummer eins der sizilianischen Cosa Nostra, Salvatore Riina, angeklagt, der im November in Haft verstorben war. Der Prozess lief seit 2013. Prominente Zeugen wurden im Laufe des Prozesses vorgeladen, darunter Italiens Exstaatschef Giorgio Napolitano und Exsenatspräsident Pietro Grasso. Dieser zählte zu den prominentesten Anti-Mafia-Staatsanwälten in Italien. (APA, 20.4.2018)