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Foto: Reuters/Kim Kyung Hoon

Peking/Wien – Die Zukunft des Autos entscheidet sich in China. Das ist jedenfalls die Überzeugung vieler Experten. Die These erscheint nicht allzu spekulativ, ist doch China schon lange der größte Automobilmarkt. Allerdings gibt das Land nicht nur wegen der Masse – 24 Millionen Pkws wurden dort zuletzt verkauft -, sondern auch wegen technologischer Entwicklungen und der politischen Einflussnahme den Ton an.

2017 war China schon der weltgrößte Absatzmarkt für Elektrofahrzeuge, von denen 800.000 Stück einen Abnehmer fanden (Hybrid inbegriffen). Damit wird bereits jedes vierte Auto in China verkauft. 2020 sollen laut dem deutschen Forschungszentrum CAR bereits vier Millionen E-Autos verkauft werden.

Peking pusht E-Autos

Die politische Führung setzt alles daran, die globale Führungsrolle zu übernehmen. Im Unterschied zu konventionellen Antrieben, bei denen China nie so richtig in die Gänge gekommen ist, will man bei der nächsten Welle ganz oben schwimmen. Offiziell aus Umweltschutzgründen, inoffiziell, um die Abhängigkeit von Ölimporten zu reduzieren und die gut aufgestellte eigene Industrie zu pushen.

Einer der großen Nutznießer ist der Hersteller BAIC (Bejing Automotive Industry Holding Co), der auch bei der E-Mobilität schon einiges zu bieten hat und zudem mit Daimler kooperiert. Das Besondere an dem Konzern: Er arbeitet künftig noch stärker mit Magna Steyr zusammen. Gemeinsam wollen die Unternehmen eine intelligente elektrische Fahrzeugarchitektur der nächsten Generation für den chinesischen Markt entwickeln, sagte Magna-Steyr-Chef Günther Apfalter.

Komplettes Fahrzeug

Es gehe dabei nicht nur Lieferteile, sondern um den Bau eines kompletten Fahrzeugs. Apfalter erwartet sich davon auch Impulse für den Magna-Standort Graz, wo bereits Elektroautos gebaut werden, beispielsweise der Jaguar I-Pace. Die Entwicklungen in China könnten für künftige Plattformen im steirischen Werk interessant sein, erklärte Apfalter dem Standard.

Der von Frank Stronach gegründete Konzern arbeitet freilich auch mit einigen anderen chinesischen Herstellern im E-Auto-Bereich zusammen, beispielsweise mit dem Start-up NIO oder der SAIC-Tochter Huayu. Als Zulieferer verfügt Magna über 47 Werke in China. Abgesehen davon hat Magna schon beim Ford Focus Electric wesentliche Komponenten geliefert und spielt auch bei Volvo und vielen anderen Herstellern eine große Rolle.

AVL forciert Brennstoffzelle

Ebenfalls vom E-Auto-Boom in China profitieren will AVL List. Die Steirer sind im Bereich E-Antrieb, Batterietechnologie, aber auch bei der Brennstoffzelle aktiv. Für Konzernchef Helmut List gibt es freilich auch in China einen Wettbewerb der Technologien – neben Elektro- eben Brennstoffzelle und Verbrennungsmotor. Mit Patentdiebstahl hat List im Riesenreich kein Problem, wie er sagt. "Wer Technologie kopiert, bringt wegen der raschen Entwicklung einen alten Hut auf den Markt." (as, 21.4.2018)