Großer Abend für die Dortmunder Jünglinge Jadon Sancho und Maximilian Philipp.

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Dortmund – Borussia Dortmund hat sich mit neuem Spielwitz und ungeahnter Leidenschaft aus dem Derby-Tief gezogen. Eine Woche nach dem laschen Auftritt bei Schalke 04 setzte der das Team von Trainer Peter Stöger gegen Bayer Leverkusen ein Zeichen des Willens und gewann hochverdient 4:0 (1:0). Die Chancen stehen gut, eine phasenweise missratene Saison noch versöhnlich mit der Champions-League-Qualifikation abzuschließen.

Auf die viertplatzierten Leverkusener hat der nun wieder drittplatzierte BVB drei Runden vor Schluss drei Punkte gut, auf den Fünften Hoffenheim deren fünf.

In einem einseitigen Spiel, dem besten des BVB seit Monaten, erzielte der junge Engländer Jadon Sancho (13.) sein erstes Bundesliga-Tor und brillierte auch als Vorbereiter. Marco Reus (55.) erhöhte zudem verschoss der deutsche Nationalspieler einen Foulelfmeter (37.). Zwei Minuten zuvor war sein Traumtor nach Videobeweis wegen einer Abseitsstellung annulliert worden. Das 3:0 durch Maximilian Philipp (63.) legte der herausragende Sancho ebenso auf wie das vierte BVB-Tor erneut durch Reus (79.).

Bayer dagegen ergab sich vier Tage nach der Pokal-Niederlage gegen den FC Bayern (2:6) fast wehrlos, die Werkself muss nun um den Einzug in die Königsklasse zittern.

Schmelzer nicht im Kader

Die Derby-Pleite, so scheint es, hatte in Dortmund etwas zerrissen, was erst wieder gekittet werden muss. "VERSAGER" stand riesengroß auf einem Plakat, die Fans auf der Südtribüne präsentierten ein 35-Meter-Banner: "Niemand verkörpert Borussia Dortmund so wenig wie ihr!" Stöger, der den Verein höchstwahrscheinlich mit Ende der Saison verlassen wird, setzte ebenfalls Zeichen. Kapitän Marcel Schmelzer flog überraschend aus dem Kader, ein "sportliches Statement", wie der Wiener im Sky-Gespräch betonte.

Trotz der Personalprobleme im Angriff angesichts der Verletzung von Michy Batshuayi fehlte auch das schwedische Supertalent Alex Isak im Aufgebot. Maximilian Philipp machte sich an die undankbare Aufgabe, Batshuayi zu ersetzen. Bei Bayer stand der frühere ÖFB-Teamkeeper Ramazan Özcan für den angeschlagenen Bernd Leno (leichte Knieverletzung) im Kasten.

Die Dortmunder Mannschaft schien die Botschaft verstanden zu haben. Mit ganz anderer Hingabe stürzte sie sich vor 81.360 Zuschauern in das wegweisende Spiel. Der in die Startelf zurückgekehrte Mario Götze gab den ersten gefährlichen Schuss ab (9.) und war auch ansonsten auffällig gut, Sancho scheiterte kurz vor seinem Treffer frei vor Özcan kläglich (12.). Dieser rettete später auch spektakulär gegen Christian Pulisic (15.).

Bayer konstant überfordert

Von der vielgepriesenen Leverkusener Spielkultur war nichts zu sehen – Bayer wurde überrollt, schenkte den hart erkämpften Ball umgehend wieder her, kam nicht dazu, Konter auszuspielen. Ständig wurde es brenzlig: Reus traf erst fulminant, doch Pulisic war im Abseits gestanden. Dann schob der Dortmunder beim Elfmeter Özcan den Ball in die Arme, Panagiotis Retsos hatte Pulisic gefoult.

Bayer wirkte wie vom Glück geküsst – und lag doch zur Pause hinten. Die frühe Auswechslung des verletzten Innenverteidigers Jonathan Tah brachte nur noch mehr Unruhe, die sich auch in der zweiten Halbzeit nicht legte. Zumindest etwas Schwung brachte die Hereinnahme von Kai Havertz, den Trainer Heiko Herrlich zunächst auf die Bank gesetzt hatte. Mit dem schnellen 2:0 war allerdings jedes Bemühen konterkariert. (sid, red, 21.4. 2018)