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Mit einem Sieger Bounasser war nicht unbedingt zu rechnen.

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Peter Herzog kämpfte sich fulminant zum EM-Limit.

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Nancy Kiprop wiederholt ihren Erfolg aus dem Vorjahr.

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Das Feld auf der Reichsbrücke.

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Wien/London – Der 35. Vienna City Marathon brachte mit Temperaturen um 25 Grad Celsius die erwartet fordernden Wetterbedingungen, aber einen unerwarteten Sieger. Salaheddine Bounasser setzte sich nach 42,195 Kilometern in 2:09:29 Stunden vor vier Kenianern durch und trug sich nach Lahoussine Mrikik 2006 als zweiter Marokkaner in die Siegerliste ein.

Für den an einer Pollenallergie leidenden 27-Jährigen war der Sieg nicht unerwartet. "Ich habe immer daran geglaubt", sagte der frischgebackene Vater einer Tochter und letztjährige Peking-Champion.

Kimetto gibt auf, Herzog stark

Ishmael Bushendich (2:10:03) musste sich wie im Vorjahr mit Rang zwei begnügen, konnte Bounasser nach 39 Kilometern nicht mehr folgen. Der prominenteste Kenianer schien erst gar nicht in der Ergebnisliste auf. Weltrekordler Dennis Kimetto (Berlin 2014: 2:02:57) musste sein Comeback nach zwei verletzungsgeplagten Jahren nach Rennhälfte mit Problemen in der linken Wadenmuskulatur aufgeben.

Auch Peter Herzog war nach Atemproblemen nahe am Aufhören: "Kilometer 30 war wie ein Schlag ins Gesicht für mich", sagte der Biathlon-Trainer vom Skigymnasium Saalfelden. "Von da an hatte ich keinen Einfluss mehr auf die Zeit und nur noch gekämpft." Mit Erfolg: Mit 2:16:57 und Rang zehn holte der 30-Jährige nicht nur die beste österreichische Platzierung seit Günther Weidlingers Platz neun 2009, sondern unterbot auch das Limit für die Leichtathletik-EM um drei Sekunden. "Wahnsinn!", sagte der Salzburger Quereinsteiger, dachte aber noch nicht an Berlin (7. bis 12. August), sondern "an ein kühles Bier und Pizza am Abend".

Wutti: "Knapp daneben ist auch vorbei"

Anders als Herzog verpasste Eva Wutti in 2:37:59 das als Ziel ausgegebene EM-Limit (2:37), darf aber trotzdem auf eine Nominierung durch den Leichtathletikverband hoffen. "Knapp daneben ist auch vorbei", sagte die Gesamtsiebente und beste Österreicherin über ihren ersten reinen Marathon. Die vierfache Ironman-Siegerin hatte sich auf die Triathlon-Vorbereitung konzentriert und "mit zu wenig Laufkilometern in den Beinen wie befürchtet mit muskulären Belastungen zu kämpfen". Nächster Höhepunkt für die Mutter einer zweijährigen Tochter wird der Klagenfurt-Ironman am 1. Juli.

Katharina Zipser, im Vorjahr beste Österreicherin, war mit Rang zehn und persönlicher Bestzeit (2:44:41) zufrieden. "Ich habe 180 Prozent meiner Freizeit in die Vorbereitung gesteckt", sagte die Linguistin der Uni Innsbruck.

Double für Kiprop

Überraschungssiegerin gab es bei den Damen keine. Die 38-jährige Nancy Kiprop wiederholte ihren Vorjahrestriumph. Auch die Kenianerin kam in neuer persönlicher Bestzeit an und war in 2:24:18 sogar um zwei Sekunden schneller als 2017. Sie verpasste den Streckenrekord (2:23:47) der Italienerin Maura Viceconte aus dem Jahr 2000 erneut nur knapp: "Es war härter als im letzten Jahr", sagte Kiprop, die ihre 15.000 Euro Preisgeld wieder in die von ihr gegründete Schule für Drei- bis Siebenjährige in ihrer Heimat investieren wird.

Mehr als 41.000 Anmeldungen gab es für Österreichs größte Sportveranstaltung, 8.236 wagten sich an die längste olympische Laufdistanz. Bereits zum Rennstart um neun Uhr wurden auf der Reichsbrücke Temperaturen von 19 Grad gemessen. Im Lauf des Vormittags stiegen sie rasant, die körperliche Leistungsfähigkeit wurde komplett ausgelotet.

London ohne Weltrekord

Nicht nur in Wien, auch in London machte sich die Hitze bemerkbar. Olympiasieger Eliud Kipchoge aus Kenia blieb in 2:04:17 Stunden eineinhalb Minuten über dem Weltrekord. Bei den Frauen musste Vivian Cheruiyot dem hohen Anfangstempo Tribut zollen und verpasste in 2:18:31 Stunden die aus 2003 stammende Bestzeit der Britin Paula Radcliffe (2:15:25) doch deutlich. (Andreas Gstaltmeyr, 22.4.2018)