Vasen können gedruckt werden, wohlriechende Blumen eher nicht.

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Wien – Vor einigen Jahren hat es einen regelrechten Hype um das Thema 3D-Druck gegeben: Plötzlich schien jedermann beinahe alles in den eigenen vier Wänden erzeugen zu können. Rasch ist es in weiterer Folge jedoch wieder recht ruhig geworden um die Technologie.

Aber auch professioneller, betont Florian Mott. Er ist Geschäftsführer des in Graz ansässigen Start-ups Mything.com, das auf die 3D-Druck-Technik setzt. Und zwar über einen im April gestarteten Online-Marktplatz, auf dem Kunden diverse Gegenstände wie Schmuck, Deko, Accessoires oder "Fun-Gadgets" bestellen können.

20 Partner in Österreich

"Wir sind wie Amazon eine Onlineshopping-Plattform, nur mit lokaler Produktion", erklärt Mott das Prinzip. "Wir verbinden den Designer eines 3D-Objekts mit einem lokalen Hersteller, der die Dinge in der Nähe des Käufers produziert." Kunden wählen also auf Mything.com unter mehr als 800 Produkten von rund 50 Designern, die sie hinsichtlich Farbe und verwendeten Materials individualisieren können. Erzeugt werden sie mittels 3D-Drucks von mehr als 20 lokalen Partnerfirmen in Österreich, welche die Ware an die Kunden versenden.

In diesem Schritt weg von Massenproduktion in Billiglohnländern sieht Mott eine Entlastung der Umwelt, da zunächst nur noch die Daten des Produkts elektronisch verschickt werden statt das Erzeugnis an sich. Die lokale Erzeugung führe auch zu höherer Wertschöpfung in Österreich, betont der Mything.com-Chef.

Ansehnliche Preise

Dafür müssen Kunden jedoch Preise in Kauf nehmen, die "immer etwas höher sind als bei einer Massenproduktion in China". Die Kosten eines Produkts werden Mott zufolge auf Mything.com in Echtzeit auf Basis von Designerlizenzen, Aufwendungen der Hersteller und einer Provision für sein Unternehmen berechnet.

Gegründet wurde Mything.com im März des Vorjahres, seither arbeiteten zwei Teams in Graz und Wien sowie ein ukrainisches Entwicklerteam am Launch der Plattform. Zudem mussten die Netzwerke an internationalen Designern und lokalen Produzenten aufgebaut werden. "Das ist eine ziemliche Eintrittsbarriere", resümiert Mott über die Vorlaufphase. Man braucht jemanden, der daran glaubt."

Risikokapital angezogen

In seinem Fall war das der Risikokapitalgeber Kapa Ventures, bei der auch Prof. Frank Kappe von der TU Graz an Bord ist, der Mything.com im Vorjahr mit 2,1 Millionen Euro ausstattete. Heuer soll eine weitere Finanzierungsrunde anstehen.

Künftig plant Mott, zusätzliche Produkte einzuführen. Denk- und druckbar seien weitere Haushaltsgegenstände, gewisse Ersatzteile oder sogar Schuhe. Wo er derzeit die Grenzen des Machbaren im 3D-Druck ortet? "Kleidungsstücke sind noch Zukunftsmusik." (Alexander Hahn, 23.4.2018)