Wien – Fazit vorab: durchwachsen. Schon einmal das Programm: Das Orchester der Covent Garden Opera präsentierte beim Gastspiel unter der Leitung von Sir Antonio Pappano zuerst drei Werke, die zwar alle gegen Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden sind, jedoch kaum unterschiedlicher sein könnten.

Die von Dmitri Schostakowitsch instrumentierten Acht britischen und amerikanischen Volkslieder wurden größtenteils im Mai 1943 in Moskau uraufgeführt – es galt, im Kampf gegen Hitlerdeutschland kulturelle Verbundenheit mit den Alliierten zu demonstrieren. Richard Strauss' im Frühjahr 1945 komponierte Metamorphosen entstanden unter dem Eindruck eines Landes, das in Trümmern liegt. Ein Jahr zuvor gab Frank Martin Sechs Monologen aus "Jedermann" eine musikalische Gestalt.

Blasser Stoizismus

Mit Strauss' stimmdichter Studie für 23 Solostreicher waren die Londoner überfordert. Als Passivposten, als toter Winkel war die Cellogruppe auszumachen. Der Konzertmeister versuchte zwar, emotionale Glutnester anzufachen, kam aber gegen den blassen Stoizismus seiner Kollegen nicht an. In Kompaniestärke liefen die Streicher dann zu Martins Jedermann-Monologen auf. Dass der Solist und einzigartige Liedsänger Christian Gerhaher auch in der Oper firm ist, bewiesen Dramatik und Durchschlagskraft seiner Interpretationen – hier wie auch bei den Volksliedern.

Bei Edward Elgars Enigma-Variationen zeigten die Briten endlich internationale Klasse: Unter der Leitung ihres Langzeitchefs punkteten sie mit Zartheit, Anmut und Innigkeit. Der Beginn der Nimrod-Variation war purer Balsam und entschädigte für alles Durchwachsene davor. Nach gemäßigtem Applaus gab es als Zugabe aber einen anderen Elgar: Salut d'amour. (Stefan Ender, 23.4.2018)