Ist die Lage konfrontativ, dann wehe kalter "Nordwind". Stehen die Zeichen auf Kooperation, sei das "Sonnenscheinpolitik". So beschreiben Analytiker zuweilen den jeweiligen politischen Aggregatzustand auf der Koreanischen Halbinsel. Demgemäß müsste derzeit also Kaiserwetter herrschen in Korea und eine erfreuliche Flaute. Die Hoffnungen auf eine friedliche Beilegung der Korea-Krise waren schon lange nicht mehr so groß wie dieser Tage.

Noch im Sommer wollte US-Präsident Donald Trump "Zorn und Feuer" über den "kleinen Raketenmann" Kim Jong-un und dessen stalinistisch geführtes Land bringen. Nun reagierte er auf die Ankündigung Nordkoreas, es werde seine Atom- und Raketentests aussetzen sowie sein Nukleartestgelände schließen, fast euphorisch. Im Mai wird es einen Gipfel zwischen dem Norden und den Südkoreanern geben sowie ein Treffen zwischen dem nordkoreanischen und dem amerikanischen Präsidenten.

Die Hoffnungen könnten täuschen. Kim mag unberechenbar sein, aber er hat strategisches Kalkül: Sein Entgegenkommen kostet ihn nicht viel. Und ein Testmoratorium bedeutet noch lange nicht, dass er sein derzeitiges Arsenal abgeben und der Denuklearisierung der Halbinsel zustimmen würde. Die Frage ist: Wird Trump dem Raketenmann entgegenkommen und ihm nuklear bestückbare Mittelstreckenraketen lassen? Denn diese würden weiterhin den Alliierten Japan bedrohen, aber eben nicht mehr die USA. (Christoph Prantner, 22.4.2018)